Frankfurt am Main

Staatsschutz ermittelt nach antisemitischem Übergriff

Eingang zum Gedenkort »Großmarkthalle« Foto: picture alliance / REUTERS

In Frankfurt am Main hat es laut Jüdischer Gemeinde und Stadtverwaltung am Donnerstag einen antisemitischen Übergriff gegeben. Nach Angaben der Polizei ermittelt der Staatsschutz.

Betroffen war demnach eine jüdische Besuchergruppe, die aus den USA angereist war. Es handelte sich um Teilnehmer eines Besuchsprogramms der Stadt Frankfurt für Nachfahren von ehemaligen jüdischen Bürgern. »Die Gruppe, die aus Kindern und Enkelkindern von ehemaligen Frankfurtern besteht, die aufgrund ihres Jüdischseins ihre Heimat vor mehr als 80 Jahren verlassen mussten, wurden heute wieder aufgrund ihres Jüdisch-Seins mitten in Frankfurt angegriffen«, teilte der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt mit.

»Allahu Akbar« »Wir sind zutiefst entsetzt. Dies war kein blöder Jugendstreich, sondern Hass gegen als Juden erkennbare Besucher unserer Stadt«, erklärte Marc Grünbaum vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde. Es sei davon auszugehen, dass sich eine Gruppe junger Männer bewusst einer Teilnehmerin genähert habe und diese dann mit »Allahu Akbar«-Rufen sowie einem Flaschenwurf habe bedrohen wollen.

Ähnlich schilderte die Polizei den Vorfall: Ein Jugendlicher aus einer Gruppe von fünf Personen habe eine gefüllte PET-Flasche senkrecht nach oben in die Luft geworfen und dabei die Worte »Allahu Akbar« geschrien - was im Islam »Gott ist groß« bedeutet: »Die Flasche schlug in unmittelbarer Nähe der Geschädigten auf dem Boden auf, wodurch sich diese bedroht fühlte und laut um Hilfe rief«, so die Polizei.

Die Ermittler sprachen von einer »versuchten gefährlichen Körperverletzung in der Nähe einer jüdischen Gedenkstätte«. Der Vorfall ereignete sich demnach vor einem jüdischen Denkmal in unmittelbarer Nähe der Europäischen Zentralbank (EZB).

Zurechtweisung Ein Mitarbeiter der Stadt Frankfurt, der die Besuchergruppe begleitete, habe das Gespräch mit den Jugendlichen gesucht und diese zurechtgewiesen. »Der Flaschenwerfer kam sodann zu der Geschädigten und entschuldigte sich für sein Verhalten, anschließend entfernten sich die Jugendlichen«, so die Polizei. Der Täter soll etwa 18 bis 20 Jahre alt gewesen sein.

»Ein Teil der Täter hat sich wohl bereits unmittelbar nach dem Angriff entschuldigt, aber damit können wir den Vorfall nicht einfach zu den Akten legen«, sagte Grünbaum: »Wir bieten diesen Jugendlichen das Gespräch an, damit sie die Reichweite ihres Handelns verstehen.«

Gerade in Anbetracht dessen, dass einige der Nachfahren immer noch Bedenken und Hemmungen hätten, nach Deutschland zu reisen, schmerze es besonders, dass Teilnehmer des Besuchsprogramms »auf einen solchen Hass gestoßen sind«, betonte die Jüdische Gemeinde. Die betroffene Frau sei zwar körperlich unversehrt geblieben, »aber die emotionalen Wunden, die dieser Vorfall sicherlich bei vielen in der Gruppe verursacht hat, dürften noch lange nachwirken«.

Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker erklärte: »Die Hemmungslosigkeit, mit der hier an der Gedenkstätte Juden antisemitisch beleidigt und angegriffen wurden, verurteile ich auf das Schärfste.« Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) sprach von einem »antisemitischen Angriff« und fügte hinzu: »Der heutige Vorfall zeigt, dass der Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus ein immerwährender ist, leider auch in unserer Stadt.« Frankfurt am Main gilt als die »jüdischste Stadt« Deutschlands. kna

Sachsen-Anhalt

Polizei verhindert möglichen Anschlag auf Synagoge Halle

Der Tatverdächtige soll bereits eine Waffe besorgt und im Internet mit seinem Plan geprahlt haben

 12.03.2025

Daniel Neumann

Darmstadt: Diesmal ließ die Kirche Taten folgen

Nach dem antisemitischen Eklat in der Michaelsgemeinde greift die Evangelische Landeskirche entschlossen durch. Das verdient Anerkennung

von Daniel Neumann  12.03.2025

Hessen

Bildungsstätte Anne Frank wehrt sich gegen AfD-Kritik

AfD fordert nun die Aberkennung der Gemeinnützigkeit

 12.03.2025

Sabine Brandes

Die stärksten Menschen der Welt

Die ehemaligen Geiseln Eli Sharabi und Yarden Bibas sind durch die Hölle gegangen. Kaum sind sie frei, setzen sie sich unermüdlich für die Rückkehr ihrer »Brüder und Schwestern« ein

von Sabine Brandes  12.03.2025

Hamburg

Prozess nach antisemitischer Attacke an Uni

Im vergangenen Jahr wurde eine Frau nach einer Veranstaltung zum Thema Judenhass angegriffen und verletzt. Nun steht die mutmaßliche Angreiferin vor Gericht

 12.03.2025

Gedenken

Oranienburg erinnert an Luftangriffe von 1945

Auch Gefangene des KZ Sachsenhausen und Zwangsarbeiter kamen bei den Angriffen um

 12.03.2025

USA

Regierung will mehr Terrorunterstützer abschieben

Außenminister Marco Rubio habe das Recht, Individuen auszuweisen, die gegen die Interessen der Vereinigten Staaten agierten, sagt Regierungssprecherin Karoline Leavitt

 12.03.2025

Thüringen

Rechtsextreme AfD zerrt Stephan Kramer vor Untersuchungsausschuss

Der Partei ist der Verfassungsschutzchef ein Dorn im Auge, weil sie in Thüringen als gesichert rechtsextremistisch gilt

 11.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert