Bundesregierung

»Staat muss Sicherheit für Juden sicherstellen«

Regierungssprecher Steffen Seibert Foto: dpa

In der Debatte um die Sicherheit von Juden in Deutschland hat Regierungssprecher Steffen Seibert die Verantwortung des Staates unterstrichen. »Der Staat hat zu gewährleisten, dass die freie Religionsausübung eines jeden möglich ist«, sagte Seibert am Montag in Berlin. Dazu gehöre auch sicherzustellen, »dass jeder sich an jedem Ort unseres Landes auch mit einer Kippa sicher bewegen kann. Zu dieser Verantwortung stehen wir«, sagte der Regierungssprecher.

Der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, hatte in einem Zeitungsinterview gesagt, er könne »Juden nicht empfehlen, jederzeit überall in Deutschland die Kippa zu tragen«. Das hatte eine kontroverse Debatte ausgelöst.

Später verteidigte Klein seine Kippa‐Warnung an in Deutschland lebende Juden. »Ich wollte mit meinem Statement aufrütteln und der Öffentlichkeit klarmachen, dass wir handeln müssen, bevor es zu spät ist«, betonte Klein. Seine Aussage sei als Aufruf zum Handeln und keinesfalls resignativ gemeint.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

STATISTIK Die Zahl der antisemitischen Straftaten ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Nach der Mitte Mai vorgestellten Statistik politisch motivierter Kriminalität gab es 2018 genau 1799 judenfeindliche Straftaten, 69 davon waren Gewalttaten. Insgesamt war das ein Plus von fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1504).

Seibert sagte, dieser Anstieg müsse Anlass zu großer Sorge sein. Es seien Angriffe auf die menschliche Würde, das Recht auf freie Religionsausübung und auf ein friedliches und freiheitliches Zusammenleben.

Zu der Empfehlung von Felix Klein sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster: »Es ist seit Längerem eine Tatsache, dass Juden in einigen Großstädten potenziell einer Gefährdung ausgesetzt sind, wenn sie als Juden zu erkennen sind.« Darauf habe er bereits vor zwei Jahren hingewiesen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

AUFMERKSAMKEIT »Es ist daher zu begrüßen, wenn diese Situation auch auf höchster politischer Ebene mehr Aufmerksamkeit erfährt«, betonte Schuster. Die Bekämpfung des Antisemitismus müsse sich die ganze Gesellschaft zu eigen machen. »Es ist höchste Zeit.«

Der Zentralrat der Juden hatte bereits in der Vergangenheit wegen der hohen antisemitischen Gefährdung vom Tragen der Kippa in Teilen von Großstädten abgeraten.

Unterdessen stößt die Kippa-Warnung des Antisemitismusbeauftragten in der jüdischen Gemeinschaft auch auf Kritik. »Wenn wir die Botschaft verbreiten, dass die Menschen lieber keine Kippa tragen sollten, dann überlassen wir das Feld den Gegnern der Demokratie«, warnte der Berliner Gemeinderabbiner Yehuda Teichtal. Es sei klar, dass das Tragen der Kippa für alle möglich sein sollte, unabhängig vom Wohnort.

»Es ist keine Option, unsere Identität zu verbergen«, sagte Teichtal weiter: »Die Lösung ist vielmehr null Toleranz gegenüber dem Antisemitismus.« Es sei die Verantwortung des Staates, zu gewährleisten, dass alle Menschen ihre Religion frei und auf ihre Weise ausüben können, betonte Teichtal.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Antisemitismusbeauftragte der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Sigmount Königsberg, sagte, er verstehe, was Felix Klein mit der Warnung gemeint habe, »das könne aber nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Juden müssen sich überall und zu jeder Tages- und Nachtzeit in Deutschland mit Kippa frei bewegen können«, sagte Königsberg.

Das Problem gebe es schon lange. Seit weit über zehn Jahren würden Juden ihre Identität in der Öffentlichkeit verbergen, indem sie beispielsweise über der Kippa ein Basecap oder einen Anhänger mit dem Davidstern unter dem T-Shirt tragen.  epd/ja

Meinung

Ein Bumerang für Karim Khan

Die Frage der Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshof für Israel muss erneut geprüft werden. Schon jetzt ist klar: Der Ruf des Gerichts und seines Chefanklägers wird leiden

von Wolf J. Reuter  25.04.2025

Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

Bei den Vereinten Nationen wird die Erinnerung an den Holocaust mit der »Palästina-Frage« verbunden. Das ist obszön, findet unser Autor

von Jacques Abramowicz  25.04.2025

80 Jahre nach Kriegsende

»Manche Schüler sind kaum noch für uns erreichbar«

Zeitzeugen sterben, der Antisemitismus nimmt zu: Der Geschichtsunterricht steht vor einer Zerreißprobe. Der Vorsitzende des Verbands der Geschichtslehrerinnen und -lehrer erklärt, warum Aufgeben jedoch keine Option ist

von Hannah Schmitz  25.04.2025

Washington D.C.

Trump beschimpft Harvard als »antisemitische, linksextreme Institution«

Der US-Präsident geht vehement gegen Universitäten vor, die er als linksliberal und woke betrachtet. Harvard kritisiert er dabei besonders heftig

 25.04.2025

Berlin/Jerusalem

Herzog kommt in die Bundesrepublik, Steinmeier besucht Israel

Der Doppelbesuch markiert das 60-jährige Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Ländern

 25.04.2025

«Nie wieder»

Dachauer Gedenkstättenleiterin warnt vor ritualisierten Formeln

Die KZ-Gedenkstätte Dachau erinnert am 4. Mai mit einer großen Feier mit 1.800 Gästen an die Befreiung des ältesten Konzentrationslagers durch amerikanische Truppen am 29. April 1945

von Susanne Schröder  25.04.2025

Geschichte

Bundesarchiv-Chef warnt vor dem Zerfall historischer Akten

Hollmann forderte die künftige Bundesregierung auf, einen Erweiterungsbau zu finanzieren

 25.04.2025

Israel

Regierung kondoliert nach Tod des Papstes nun doch

Jerusalem löschte Berichten zufolge eine Beileidsbekundung nach dem Tod des Papstes. Nun gibt es eine neue

 25.04.2025

Berlin/Grünheide

Senatorin verteidigt ihre »Nazi«-Äußerung zu Tesla

Berlins Arbeitssenatorin spricht im Zusammenhang mit der Marke von »Nazi-Autos«. Daraufhin gibt es deutliche Kritik. Die SPD-Politikerin reagiert

 25.04.2025