Meinung

Sparen an der Solidarität

Die Juden in Griechenland brauchen Hilfe. Die Gemeinden müssen zusammenstehen

von Gabrielle Rosenstein  25.06.2012 18:35 Uhr

Gabrielle Rosenstein Foto: Alain Picard

Die Juden in Griechenland brauchen Hilfe. Die Gemeinden müssen zusammenstehen

von Gabrielle Rosenstein  25.06.2012 18:35 Uhr

Tausend mickrige Euro. Mehr brachte ein Spendenaufruf der von der Krise arg getroffenen jüdischen Gemeinde von Athen an die übrige jüdische Gemeinschaft in Europa nicht ein. Und diese tausend Euro kamen noch dazu aus einem der kleinsten Länder Europas, Luxemburg nämlich. Die anderen jüdischen Gemeinden blieben stumm. Und ihre Brieftaschen zu.

Sind unsere Herzen so verhärtet, dass wir nicht mehr geben können, nicht mehr geben wollen? Oder ist unser Blick so verzerrt, dass wir glauben, nur Juden in Israel hätten unsere Unterstützung verdient? Oder sind wir gar der Meinung, dass es unsere eigenen finanziellen Nöte nicht zulassen, großzügig gegenüber europäischen Mitjuden zu sein?

Hilfszahlungen Es ist leider so, dass vielen Menschen das Wasser schon bis zum Hals steht. Die fetten Jahrzehnte scheinen in Europa, vor allem dem südlichen, vorbei zu sein. Wir im Norden schauen da gerne weg. Selbst schuld, denken wir, was haben die auch über ihre Verhältnisse gelebt! Doch die Wirkung der Krise kennt keine Unterscheidung in schuldig und unschuldig. Wenn sie kommt, trifft die Krise alle.

Heute sind es die Griechen, morgen vielleicht die Spanier oder Italiener. Es mag viele Gründe haben, aber im Ergebnis ist es dennoch so: Den Juden in Athen fehlt derzeit Geld. Die Gemeindemitglieder können ihre Beiträge nicht mehr bezahlen. Mittlerweile können oft Beerdigungen nicht mehr finanziert werden, auch für Hilfszahlungen ist nichts mehr da, und Medikamente fehlen sowieso. Der Gemeinde droht bis Ende des Jahres der Bankrott.

Immer wieder haben wir zu Solidarität aufgerufen, zum Zusammenhalt unter den jüdischen Gemeinden in Europa. Nun ist der Wind kälter geworden. Die soziale Temperatur sinkt in gewissen Ländern in eisige Tiefen. Und Solidarität meint plötzlich auch das Portemonnaie. Können wir es uns leisten, unsere Brieftaschen zu öffnen?, fragen sich viele. Kosten uns Ausbildung, Sicherheit und das gesamte Gemeindeleben nicht schon genug? Und ist es nicht so, dass unsere Einnahmen auch nicht größer werden?

Die Antwort ist einfach: Ja, natürlich können wir auch in Finanzdingen solidarisch sein. Wir müssen sogar! Ob in Deutschland oder in der Schweiz: Wir leben auf hohem Niveau. Ein kleiner Verzicht bei uns ist ein großer Gewinn anderswo. Zum Beispiel für die Juden in Athen.

Die Autorin ist Präsidentin des Verbandes Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen.

Anschlag von Magdeburg

»Radikalisierung mit Extremismusbezügen nach rechts«

Thüringer Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer verortet Tatverdächtigen im rechtsextremen Spektrum

 24.12.2024

Berlin-Schöneberg

Chanukka-Leuchter umgestoßen

Polizei: Zwei Arme der Chanukkia am Bayerischen Platz beschädigt – der Staatsschutz ermittelt

 24.12.2024

Taleb A.

Was über den Attentäter von Magdeburg bekannt ist

Er galt den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Islamkritiker, kämpfte für Frauenrechte und arbeitete als Arzt. Aber es gab auch eine andere Seite

 23.12.2024

Polen

Staatssekretär: »Würden Netanjahu bei Teilnahme an Auschwitz-Gedenkfeier verhaften«

Eine Auschwitz-Überlebende bringt wegen der polnischen Haltung einen Boykott der Gedenkfeier ins Spiel

 23.12.2024

Umfrage

Vertrauen in den Zentralrat der Juden vergleichsweise hoch

Laut einer Forsa-Umfrage ist das Vertrauen in den Zentralrat der Juden in Deutschland in der Gesellschaft höher als das in die Kirchen

 23.12.2024

Extremismus

Terrorexperte Peter Neumann fordert neue Täter-Kategorie

Nach dem Anschlag von Magdeburg: In Deutschland werde über Terroristen in allzu starren Kategorien gedacht

 23.12.2024

Gastkommentar

Antisemitismus: Lücken im Strafrecht schließen!

Im Kampf gegen Judenhass darf es nicht bei rechtlich unverbindlichen Appellen bleiben

von Volker Beck  23.12.2024

Brandenburg

Bürgermeister Arne Raue: Wechsel zur AfD vollzogen

Damit gibt es einen weiteren hauptamtlichen Bürgermeister der Rechtsaußen-Partei in Deutschland

 23.12.2024

Orthodoxe Rabbinerkonferenz

Rabbiner warnen nach Magdeburger Anschlag vor Hass und Spaltung

Die orthodoxen Rabbiner in Deutschland drücken ihre Anteilnahme nach dem tödlichen Angriff auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt aus

 23.12.2024