Armin Langer, Rabbinerstudent am Abraham Geiger Kolleg, ist von seiner eigenen Bedeutung schwer überzeugt. Vor zwei Jahren gründete er die »Salaam-Schalom«-Initiative in Berlin-Neukölln. Das Tragen der Kippa in seinem Stadtteil sei total unproblematisch, glaubt Langer.
Man mochte den 25-Jährigen für einen Idealisten halten. Im Sommer 2014 überraschte er mit der These, Muslime seien »die neuen Juden«. Dass Langer im März 2015 einen Vortrag beim deutschen Zweig der islamischen Gemeinschaft Milli Görüs hielt (deren Gründer, der türkische Ex-Premier Necmettin Erbakan, Zionisten als »Bakterien« bezeichnete), ließ schon stärkere Zweifel an seinem politischen Instinkt aufkommen.
Flüchtlinge »Doch seit seiner Aktion »Nicht in meinem Namen«, bei der ein paar Dutzend Menschen in Berlin gegen den Zentralrat der Juden protestierten – auf Plakaten wurde die Aufnahme von »sechs Millionen Flüchtlingen« gefordert –, ist der Student nicht mehr ernst zu nehmen. Auch mit seinem spätpubertären Kommentar in der »taz«, in dem er Zentralratspräsident Josef Schuster »Rassismus« vorwarf, hat sich Armin Langer als nützlicher Idiot einspannen lassen, der Juden medienwirksam vors Schienbein tritt.
Schuster habe gesagt, Antisemitismus sei ein ethnisches Problem, behauptet Langer. Offenbar ist Quellenstudium nicht seine stärkste Seite. Josef Schuster hatte in der Zeitung »Die Welt« zur Integration muslimischer Einwanderer die Überlegung geäußert, man könne zu dem Schluss kommen, es handele sich »nicht um ein religiöses Problem, sondern um ein ethnisches«.
Mitzvah Day Wäre Schuster Rassist, hätte er sich wohl kaum beim Mitzvah Day des Zentralrats für Kinder aus Syrien engagiert. Und wäre der Zentralrat rassistisch, hätte er 2012 nicht gemeinsam mit türkischen und arabischen Muslimen das Beschneidungsgesetz durchgesetzt. Übrigens spricht inzwischen selbst Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, von einer »technischen Obergrenze« für Flüchtlinge, die in Deutschland offenkundig bald erreicht sei. Ist also auch Mazyek jetzt Rassist?
Armin Langer aber beschäftigt eine andere Frage – nämlich, wer in Zukunft »antirassistische Juden« vertritt. Will der Rabbinerstudent bald seinen eigenen Zentralrat gründen, weil ihm die Bima als Bühne nicht ausreicht? Man darf gespannt sein. Vor dem Start seiner großen politischen Karriere sollte Langer aber noch ein wenig üben. Etwa, wie man Maß hält – und wie man andere nicht absichtlich missversteht.