Für sein couragiertes Handeln wird der Richter Jan-Robert von Renesse mit dem Aschaffenburger Mutig-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet. »Mit seinem Denken und Handeln – zuerst für Gerechtigkeit gegenüber Menschen – hat er persönliche Nachteile in Kauf genommen und erlebt. Er ist ein besonderes Vorbild«, begründete die Jury ihre Entscheidung.
Die Auszeichnung erfolgt im November im Rahmen einer Festveranstaltung. Laudator wird dann der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sein.
Von Renesse setzte sich als Richter für gerechte Renten für Ghetto-Zwangsarbeiter ein. Sein nachdrückliches Handeln für die von den Nazis Verfolgten habe zu grundsätzlichen, überfälligen Gesetzesanpassungen geführt, betonte die Jury. Der aus Nordrhein-Westfalen stammende Sozialrichter wurde bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.
BUNDESTAG Nachdem der Bundestag 2002 einstimmig das Gesetz für die Auszahlung von Renten für Ghetto‐Arbeiter verabschiedet hatte, wurden in der Folge 93 Prozent der Anträge von der Rentenkasse abgelehnt.
Von Renesse wollte Holocaust-Überlebenden Renten zuerkennen – und wurde deshalb selbst zum Angeklagten.
Durch das Engagement Renesses, der Zeitzeugen in Israel befragte und Gutachten in Auftrag gab, konnten zahlreiche Holocaust‐Opfer schließlich doch ihre Ansprüche geltend machen. Renesse hatte dabei auch eine fehlende Bereitschaft zur Aufarbeitung in Teilen der nordrhein‐westfälischen Justiz kritisiert. Daraufhin war ein Disziplinarverfahren gegen ihn angestrengt worden.
Der Aschaffenburger Mutig-Preis wird seit 2004 alle zwei Jahre vergeben. Bislang erhielten ihn unter anderem der ehemalige litauische Staatspräsident Vytautas Landsbergis und die Organisation Reporter ohne Grenzen. Er wird in diesem Jahr zum achten Mal vergeben. dpa/ja