Hochschule

»Wir sorgen uns um die Sicherheit«

Jacob Horowitz über Antisemitismus an Universitäten und die Angst jüdischer Studierender

von Christine Schmitt  06.11.2023 11:46 Uhr Aktualisiert

JSUD-Vorstandsmitglied Jacob Horowitz Foto: Jessica Brauner

Jacob Horowitz über Antisemitismus an Universitäten und die Angst jüdischer Studierender

von Christine Schmitt  06.11.2023 11:46 Uhr Aktualisiert

Herr Horowitz, die Jüdische Hochschulgruppe Düsseldorf, der Sie angehören, hat Strafanzeige wegen mehrerer Vorfälle an der Uni im Zusammenhang mit dem Krieg in Nahost gestellt. Was genau ist passiert?
Flugblätter mit Bildern der Geiseln aus Israel wurden abgerissen und auf den Boden geworfen. Die Gesichter der Geiseln wurden geschändet. Zudem wurden Graffiti und die palästinensische Flagge auf die Wand der Heinrich-Heine-Universität gesprüht.

Ein Schock für die etwa 80 jüdischen Studierenden der Hochschule?
Wir sorgen uns um die Sicherheit der jüdischen Studierenden. Mit den Parolen und Taten sollen Bedrohungsszenarien aufgebaut werden.

Wie reagierte die Direktorin der Heinrich-Heine-Universität, Anja Steinbeck?
Sie wird Anzeige erstatten.

Haben Sie weitere unangenehme Erfahrungen gemacht?
Viele Hochschulen in Nordrhein-Westfalen wollen sich nicht mit Israel oder mit Juden in Deutschland solidarisieren. Die Uni-Leitungen fürchten die Reaktion aufgebrachter Judenhasser. Die Kommentarspalten der »neutraleren« Statements wurden schon mit etlichen Hasskommentaren gefüllt, die den Hochschulen im harmlosesten Falle eine vermeintliche Vernachlässigung der Palästinenser vorwerfen und im schlimmsten Falle gegen Juden in Deutschland hetzen und Israels Vernichtung beschwören.

Wie verhält sich die Hochschule Düsseldorf ?
Sie erhielt auf ihren israelsolidarischen Post hin Hunderte Hasskommentare, sodass sie sich entschied, den Post wieder zu löschen. Die antisemitischen Hetzer haben mit ihrem brachialen Auftreten Erfolg. Die Hochschulpolitik der Universität Heinrich Heine bereitet uns nicht weniger Sorge. So will man in Studentenparlamenten teilweise nichts mehr von der Solidarisierung mit Israel wissen. Insbesondere politisch linke und grüne Hochschulakteure haben einen blinden Fleck, was das Thema israelbezogenen Antisemitismus angeht.

Wie ist die Situation an anderen Unis?
Da ist die Lage noch viel erschreckender. So bot der AStA der Uni Duisburg-Essen im Rahmen »kritischer Einführungswochen« Raum für judenfeindliche Veranstaltungen mit antisemitischen Akteuren wie »Palästinasolidarität Duisburg«. Viele jüdische Studenten aus ganz NRW berichten von antisemitischen Vorfällen. In vielen von Fachschaften geleiteten WhatsApp-Gruppen kursieren israel- und judenfeindliche Nachrichten, und insbesondere wird zu den oben erwähnten Hass-Demonstrationen aufgerufen, sodass diese WhatsApp-Gruppen teilweise sogar gesperrt werden mussten. Jüdische Studenten trauen sich jetzt erst recht nicht mehr, jüdische Symbole wie einen Davidstern oder eine Kippa zu tragen, und bevorzugen es aus Sicherheitsgründen, ihren Kommilitonen nichts von ihrer Jüdischkeit zu erzählen.

Mit dem Vorstandsmitglied der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) sprach Christine Schmitt.

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