Visite

»Solidarität mit den Menschen zeigen«

Israels Außenminister Gabi Ashkenazi (r.) und der deutsche Außenminister Heiko Maas bei einer Pressekonferenz auf dem Ben-Gurion-Flughafen am Donnerstag Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Bundesaußenminister Heiko Maas besucht Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete im Westjordanland. Der SPD-Politiker landete am Donnerstagmorgen auf dem Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv. Er wolle sich vor allem für einen »schnellen und belastbaren Waffenstillstand« zwischen Jerusalem und der Hamas einsetzen, sagte er vor seinem Abflug.

Es ist der elfte Tag der Kämpfe zwischen Israel und Gaza. Mittlerweile seien mehr als 4000 Raketen von der Hamas auf israelisches Kernland gefeuert worden.

Maas will unter anderen den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, Außenminister Gabi Aschkenasi, Verteidigungsminister Benny Gantz und Präsident Reuven Rivlin treffen. In den Autonomiegebieten steht ein Gespräch mit Präsident Mahmud Abbas auf dem Programm. Kurz vor Ankunft des Ministers gab es nach stundenlanger Unterbrechung erstmals wieder Raketenalarm in Israel.

Zusammen mit Aschkenasi will Maas in Petach Tikwa, einer Stadt im Osten Tel Avivs, ein Gebäude besichtigen, das vergangene Woche von einer Rakete getroffen wurde.

FREUNDSCHAFT Bei Treffen in Jerusalem und Ramallah ginge es ihm hauptsächlich um drei Dinge, führte Maas aus: »Vor allem geht es um ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen, die Tag und Macht um ihr Leben fürchten oder gar um ihre Liebsten trauern. Deutschland steht ohne Wenn und Aber zu unserer Freundschaft mit Israel, das sich gegen den Raketenterror der Hamas verteidigen muss.«

Und auch auf die humanitäre Unterstützung für die Palästinenser aus Deutschland sei selbst in schwierigen Zeiten immer Verlass gewesen, so Maas.

Zweitens ginge es um die Frage, wie die internationale Gemeinschaft helfen kann, dass die Gewalt jetzt endlich beendet wird und es so schnell wie möglich einen belastbaren Waffenstillstand gibt. Dazu habe er in den vergangenen Tagen »viele Gespräche mit den Kollegen in Kairo, Amman und Doha« geführt.

»Israelis und Palästinenser brauchen wieder eine Perspektive für eine friedliche Zukunft.«

Außenminister Heiko Maas

Drittens wolle der Außenminister die generelle Frage besprechen, wie ein Weg zurück zu den Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern geebnet werden kann, »auch wenn das derzeit meilenweit entfernt scheint«. Doch Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit seien ein Sicherheitsproblem. »Israelis und Palästinenser brauchen wieder eine Perspektive für eine friedliche Zukunft. Sonst ist die nächste Eskalation nur eine Frage der Zeit.«

WAFFENSTILLSTAND Am Abend zuvor hatte sich Israels Premier Netanjahu zur Frage des Waffenstillstands geäußert – wenn auch nur indirekt: »Mit jedem Tag, der verstreicht, zerstören wir die Fähigkeiten der Terrororganisationen weiter, nehmen Anführer ins Visier, bombardieren Terrorgebäude und treffen Waffenlager«. Dies sei das »natürliche Recht Israels«. Er sei entschlossen, »diese Operation weiterzuführen, bis das Ziel erreicht ist, die Ruhe und Sicherheit für die israelischen Bürger wiederherzustellen«.

In den vergangenen Tagen hatte sich zunehmend US-Präsident Joe Biden eingeschaltet und viermal mit Netanjahu telefoniert. Dabei habe er stets das Recht Israels auf Selbstverteidigung betont, jedoch am Mittwoch auch deutlich gemacht, dass »er eine bedeutsame Deeskalation« der Situation erwartet – noch am selben Tag.

Während der Beschuss Israels aus dem Gazastreifen in den vergangenen zwei Tagen merklich abgenommen hat, ist eine offizielle Feuerpause derweil zwischen den beiden Seiten noch nicht erklärt.

Berlin/Jerusalem/Tel Aviv

60 Jahre diplomatische Beziehungen: Deutsch-israelischer Buchmesse-Pavillion abgesagt

Regierungsbeamte in Israel sind enttäuscht. Die Bundesregierung sieht die Sache anders

 12.12.2024

Meinung

Wenn Social Media zur Gefahr für die Demokratie wird

Politik und Plattformbetreiber müssen konsequent gegen Desinformation und Hetze vorgehen

von Anna Staroselski  12.12.2024

Berlin

Roth: Israelische Angriffe auf syrische Waffenlager verständlich

Israels Luftwaffe bombardiert seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad massiv militärische Einrichtungen in Syrien. Der SPD-Politiker zeigt dafür zum Teil Verständnis

 12.12.2024

Nach Eklat

Vatikan entfernt Jesus-Kind mit Keffiyeh

Nach tagelanger Kritik hat die katholische Kirche nun reagiert, auch wenn sie sich öffentlich nicht äußert

von Nils Kottmann  12.12.2024

Baden-Württemberg

Nach antisemitischen Anfeindungen: Innenminister will Pfarrer schützen

Ein evangelischer Pastor in Langenau bei Ulm wird seit Monaten wegen seiner Kritik an den Hamas-Massakern angefeindet

 12.12.2024

Berlin

Was die Bundesregierung gegen Antisemitismus tun will

Mehr Beauftragte, mehr Programme - und trotzdem mehr Judenhass. Der neue Bericht der Bundesregierung zeigt Fortschritte und Lücken bei der Bekämpfung von Antisemitismus auf. Eine Bilanz der vergangenen vier Jahre

 12.12.2024

Leitartikel

Islamisten als Befreier?

Nach dem Sturz der blutigen Assad-Diktatur atmet die Welt auf. Was die Umwälzungen für den Nahen Osten bedeuten – und für Israels Sicherheit

von Peter R. Neumann  12.12.2024

Europa

Kniefall in Warschau - Söder gedenkt Polens Kriegsopfern

In Warschau legt Markus Söder einen Opferkranz nieder und kündigt polnische Hinweisschilder für Bayerns Gedenkstätten an. Im Gespräch mit dem Regierungschef geht es um einen aktuellen Krieg

 11.12.2024

Meinung

Syrien: Warum machen wir immer wieder den gleichen Fehler?

Der Westen sollte keinem Mann vertrauen, der bislang als Terrorist gesucht wurde

von Jacques Abramowicz  11.12.2024