Wahlausgang USA

So reagieren jüdische Organisationen und Prominente auf Trumps Sieg

Ronald S. Lauder ist Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC) und seiner Ronald S. Lauder Foundation. Foto: picture alliance / TT NYHETSBYRÅN

Wie bereits vor den Präsidentschaftswahlen sind die Juden in Amerika und andernorts auch nach dem Urnengang gespalten, den der Republikaner Donald Trump klar gewann. Die einen hoffen, der 47. Präsident könnte Israel im Kampf gegen den Terror effektiver helfen. Andere sind entsetzt und sorgen sich um die Gesundheits- und Frauenpolitik sowie die Demokratie.

Ronald Lauder, der Präsident des World Jewish Congress (WJC), begrüßte das Wahlergebnis. Mit seinem Votum habe das amerikanische Volk sein »Engagement für die Demokratie und die Werte des Landes demonstriert«. Trumps versuchten Coup vom 6. Januar 2021 und dessen Aussage, er werde vom ersten Tag seiner neuen Amtszeit an Diktator sein, erwähnte Lauder ebenso wenig wie ein Statement Trumps, wonach die Verfassung ausgesetzt werden müsse.

Der WJC freue sich auf die Zusammenarbeit mit der künftigen Administration, um jüdische Gemeinschaften in den Vereinigten Staaten und der ganzen Welt unterstützen und schützen zu können, erklärte Lauder. »In einer Zeit, in der der Judenhass weltweit weiter zunimmt, ist es für das jüdische Volk unerlässlich, einen bewährten Verbündeten im Weißen Haus zu haben«, meinte der WJC-Präsident. »Gemeinsam können wir auf eine sicherere Zukunft für alle hinarbeiten.«

Stabilisierende Macht

Das American Jewish Committee (AJC) begann seine Erklärung zum Trump-Sieg mit dem Hinweis, dass es überparteilich sei, und gratulierte sowohl ihm, als auch seinem zukünftigen Vize JD Vance. AJC-Chef Ted Deutch sprach unter anderem die Terror-Attacken vom 7. Oktober 2023 an, unter denen die globale jüdische Gemeinschaft weiterhin leide, die ständigen Angriffe der Hamas und der Hisbollah auf Israel und den sich immer weiter ausbreitenden Judenhass.

Lesen Sie auch

»Die Konflikte, die wir derzeit auf der ganzen Welt erleben, sind Ausdruck eines gefährlichen Zusammenspiels zwischen antidemokratischen Regimen und nichtstaatlichen Akteuren«, erklärte Deutch. »Die USA müssen eine klare globale Führung ausüben und eine stabilisierende Macht sein, während die Welt mit diesen vielen Bedrohungen konfrontiert ist.« Den Kampf gegen Antisemitismus, Israels Sicherheit, die Begegnung der vom Iran ausgehenden Gefahr und eine Stärkung der Demokratie nannte Deutch als Prioritäten des AJC für die neue Trump-Administration.

Wolodymyr Selenskyj, der jüdische Präsident der Ukraine, war einer der ersten Regierungschefs, die Trump gratulierten. Noch bevor der Wahlsieg bestätigt war, schrieb Selenskyj von einem »beeindruckenden Wahlsieg«. Auch äußerte er die Hoffnung, der nächste Präsident werde der Ukraine helfen, einen gerechten Frieden zu erlangen. Im Wahlkampf hatte Trump allerdings eine Kürzung der Ukraine-Hilfe angekündigt.

Mahnung an europäische Politiker

Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER), Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, analysierte den Wahlausgang, indem er erklärte, dieser stelle eine Mahnung an die europäischen Politiker dar.

»Ein naiver oder gar relativierender Umgang mit Terrororganisationen wie der Hisbollah, der Hamas und anderer iranischer Stellvertreter« könne sie ihre Führungsrolle kosten. Zudem könne ein solches Vorgehen »mit der extremen Rechten eine ungewollte Alternative an die Macht bringen«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Antisemiten auf dem Campus

»Dieses bemerkenswerte Ergebnis für Donald Trump ist nicht zuletzt das Ergebnis des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 und seiner Nachwirkungen«, erklärte Goldschmidt.

Die antisemitischen Demonstrationen an den US-Universitäten zur Unterstützung des palästinensischen Terrors hätten einen Bumerang ausgelöst, »der einerseits die Demokratische Partei gespalten und andererseits die Republikaner mobilisiert« habe.

Auch jüdische Prominente aus dem Unterhaltungsbereich äußerten sich, darunter Barbra Streisand, die sich für die Demokratin Kamala Harris starkgemacht hatte. Die Sängerin und Schauspielerin schrieb nach der Niederlage der Demokratin auf X: »Es sind keine Worte übrig.«

Später, nach der letzten Rede der Unterlegenen, in der diese versuchte, den Amerikanern Mut zu machen, schrieb Streisand: »Kamala Harris verabschiedete uns mit einer hoffnungsvollen Botschaft, als sie sagte: ›Nur wenn es dunkel genug ist, kann man die Sterne sehen‹. Vielen Dank, Kamala.«


Berlin

Geisel-Fotos bespuckt und Sicherheitsmitarbeiter bedroht

Der Polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen

 05.02.2025

Kommentar

Antisemitismus: Was ist da los in Berlin?

Die judenfeindlichen Straftaten sind rückläufig. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Ein Bundesland sticht negativ hervor

von Michael Thaidigsmann  05.02.2025

Teheran

Nach Trump-Äußerungen: Iran deutet Gesprächsbereitschaft an

Der amerikanische Präsident bringt seine neue Iran-Politik in Stellung. Experten sehen Zeichen der Entspannung in den belasteten Beziehungen

 05.02.2025

Meinung

Die Union kämpft für den Erhalt der Demokratie

Keine Demokratie bleibt Volksherrschaft, wenn sie auf Dauer den Willen des Volkes missachtet

von Michael Wolffsohn  05.02.2025

Meinung

Die Union legitimiert die AfD und diffamiert alle Migranten

Friedrich Merz schafft ein Umfeld, in dem Antisemitismus gedeiht, wenn er die Punkte der AfD übernimmt

von Liora Jaffe  05.02.2025

Appell

Reißt euch zusammen!

Die Parteien der demokratischen Mitte müssen in der Migrationspolitik endlich Kompromisse eingehen – alles andere stärkt die Extremisten

von Ayala Goldmann  05.02.2025

Debatte

Auschwitz-Überlebender appelliert an Merz: »Bleiben Sie Mensch«

Merz solle das »menschenfeindliche« Gesetz nicht weiter behandeln

 05.02.2025

Düsseldorf

Mehr als 4500 antisemitische Straftaten im vergangenen Jahr

Judenhass ist in Deutschland verbreitet. Das zeigt sich erneut in einer erschreckend hohen Zahl von Straftaten

 05.02.2025

Kommentar

Historischer Tabubruch? Einreißen der Brandmauer?

Friedrich Merz und die Verschärfung der Migrationspolitik: Eine Einordnung von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  05.02.2025 Aktualisiert