Einspruch

So etwas nennt man Chuzpe

Karl Pfeifer Foto: privat

Einspruch

So etwas nennt man Chuzpe

Karl Pfeifer ärgert sich über Reaktionen der Orbán-Regierung auf deutsche Äußerungen zu Antisemitismus in Ungarn

von Karl Pfeifer  27.08.2020 09:28 Uhr

In einem langen Interview mit dem Portal »t-online« erwähnte Europastaatsminister Michael Roth vergangenen Freitag unter anderem den Antisemitismus in Ungarn und fügte hinzu: »Ich kann nicht kritisch über den Antisemitismus in anderen Ländern sprechen, ohne den erschreckenden Zuwachs an antisemitischen Straftaten in Deutschland zu nennen.« Der ungarische Außenminister Péter Szijjártó reagierte prompt.

Er belehrte seinen deutschen Kollegen, dass Juden in Ungarn sicher seien und die jüdische Kultur blühe. Darüber hinaus gab er Roth den guten Rat, doch vor der eigenen Haustür zu kehren. Obwohl dieser gerade das getan hatte. Tatsächlich gibt es in Budapest ein reges kulturelles jüdisches Leben. Gleichwohl kommen von Viktor Orbán und seinen Anhängern immer wieder antisemitische Töne.

györgy soros So äußerte etwa Parlamentspräsident László Kövér am 28. April in der regierungsnahen Wochenzeitung »Demokrata«: »Der Spekulant ist ein Mensch, der ohne Arbeit, Leistung und Wertschöpfung von den von anderen produzierten Werten schmarotzt. Das schönste Beispiel dafür ist György Soros, dem es nicht genügt, dass er, Länder, Gesellschaften begaunernd und demolierend, einer der reichsten Menschen der Welt wurde.«

Gleichwohl kommen von Viktor Orbán und seinen Anhängern immer wieder antisemitische Töne.

Premier Orbán legte am 19. Juni im »Kossuth Rádió« nach: »Es gibt eine internationale Politik, die nationale Regierungen und Nationen schwächen, liquidieren und in ein Reich einordnen möchte. Diese wird von über den Staaten stehenden globalen, internationalen Organisationen und den diese finanzierenden (…) Geschäftsleuten, Geldmenschen betrieben.«

eu-geld Roth regte an: EU-Geld sollen nur Mitglieder erhalten, die sich an geltendes Recht halten. Immerhin gehört Ungarn mit 5,1 Milliarden Euro zu den größten Nettoempfängern des EU-Haushalts 2019.

Orbán ist besorgt, der Geldhahn könnte abgedreht werden, und ließ wegen des vorgeblich in Ungarn nicht existierenden Antisemitismus den deutschen Botschafter in Budapest ins Außenministerium einbestellen. In Wien nennt man so etwas Chuzpe.

Der Autor ist Journalist in Wien.

80 Jahre Kriegsende

Als der Krieg vorbei war - Die Deutschen und der lange Schatten der NS-Herrschaft

Der 8. Mai 1945 war der Tag der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands. Der Krieg war für die Deutschen vorbei, aber das Erbe des Nationalsozialismus lastete weiter auf ihnen

von Jürgen Prause  22.04.2025

Berlin

Uni-Präsidentin: »Besetzung und Zerstörung war genau geplant«

Während der Pessach-Feiertage richteten israelfeindliche Aktivisten in der Humboldt Universität viel Zerstörung an

 22.04.2025

Meinung

Am Beispiel Israels den eigenen Weg finden

In Deutschland sollte ein Ableger der Gedenkstätte Yad Vashem entstehen, findet Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung

von Felix Klein  22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Gaza

Bericht: Hamas zu Machtübergabe bereit

Die Terroristen regieren den Küstenstreifen seit 2007 und überziehen Israel seither mit Terrorwellen und Kriegen

 22.04.2025

USA

Harvard wehrt sich mit Klage gegen Regierung

Die Elite-Uni Harvard lehnt es ab, sich weitreichenden Forderungen der Trump-Administration zu unterwerfen. Letztere wirft der Bildungsinstitution unzureichende Maßnahmen gegen Judenhass vor

 22.04.2025

Berlin

Prognose: Hälfte der Holocaust-Überlebenden 2031 nicht mehr am Leben

Der Bericht mache die Dringlichkeit der Bildungsarbeit zur Schoa deutlich, sagt der Präsident der Claims Conference, Gideon Taylor

 22.04.2025

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025