Bremen

Senat gegen Verleihung des Hannah Arendt-Preises an Masha Gessen

Masha Gessen wurde im Dezember nach längerem Streit mit dem Hannah Arendt-Preis ausgezeichnet. Foto: picture alliance/dpa

Der Bremer Senat und die Heinrich-Böll-Stiftung haben dazu geraten, die geplante Verleihung des diesjährigen Hannah Arendt-Preises für politisches Denken an Masha Gessen an diesem Freitag abzusagen. Die nicht-binäre Journalistin und Autorin habe in einem Essay für das Magazin »New Yorker« am 9. Dezember Gaza mit den jüdischen Ghettos im besetzten Europa verglichen, teilten die Stiftung und der Senat am Mittwoch mit.

Damit unterstelle sie, dass Israel das Ziel habe, Gaza wie ein Nazi-Ghetto zu liquidieren. Dies helfe nicht, den Konflikt im Nahen Osten zu verstehen. »Diese Aussage ist für uns nicht akzeptabel und wir weisen sie zurück«, hieß es von der Böll-Stiftung. Tatsächlich versuchen die israelischen Streitkräfte, die Bevölkerung in Gaza während des Krieges gegen den Terror so gut es geht zu schützen.

Bremens Finanzsenator Björn Fecker (Grüne) forderte den unabhängigen Trägerverein »Hannah-Arendt-Preis« auf, nicht an der Preisverleihung festzuhalten. Unabhängig von der Entscheidung des Vereins werde das Bremer Rathaus als traditioneller Verleihungsort nicht zur Verfügung stehen.

Keine Bühne

Gaza mit den NS-Ghettos gleichzusetzen, die mit Hungers- und Krankheitsnöten sowie Deportationen auf die Vernichtung von Jüdinnen und Juden ausgelegt waren, belege ein erschreckendes Ausmaß an Geschichtsvergessenheit. »Das ist durch nichts zu rechtfertigen. Der Senat wird ihr dafür keine Bühne bieten«, betonte Fecker.

Anfang August hatte die unabhängige Jury des Hannah-Arendt-Preises die russisch-amerikanische Person zur Preisträgerin der mit 10.000 Euro dotierten Ehrung auserkoren. Nach Ansicht der Jury gehört Gessen »zu den mutigsten Chronistinnen der Zeit«. Seit Jahren analysiere Gessen politische Machtspiele und totalitäre Tendenzen in der amerikanischen und russischen Gesellschaft ebenso wie den zivilen Ungehorsam und die Liebe zur Freiheit, hieß es.

Masha Gessen wurde 1967 in Moskau geboren und emigrierte 1981 in die USA. 1991 kehrte die Person für journalistische Arbeit nach Russland zurück. Sie ist in der Schwulen- und Lesben-Bewegung aktiv und ging 2013 wegen der zunehmenden Verfolgung dieser Bewegung in Russland wieder in die USA zurück. Zurzeit lebt sie in New York.

Der Bremer Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken wurde 1994 ins Leben gerufen. Er erinnert an die in Hannover geborene deutsch-jüdische Politologin Hannah Arendt (1906-1975) und an deren Überzeugung, dass der Sinn von Politik Freiheit ist. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an den ukrainischen Schriftsteller, Übersetzer und Musiker Serhij Zhadan. epd

Rechtsextremismus

Zentralrat der Juden: Die AfD ist eine Partei, in der sich Antisemiten zu Hause fühlen können

AfD-Politiker relativieren unter anderem die Schoa und fordern eine Abkehr von der Erinnerungskultur, betont Josef Schuster

 16.09.2024

Diplomatie

Katz: »Borrell ist ein Antisemit und Israelhasser«

Der EU-Außenbeauftragte steht wegen seiner umstrittenen Äußerungen massiv in der Kritik

von Michael Thaidigsmann  16.09.2024

USA

Diese Trump-Vertraute ist sogar vielen seiner Anhänger zu rechts

Die jüdische Influencerin Laura Loomer, die neuerdings vermehrt an der Seite von Ex-Präsident Donald Trump in Erscheinung tritt, besorgt manche Parteikollegen des Republikaners

von Julia Naue  16.09.2024

Jahrestag

Niederländer gedenken der Befreiung mit besonderer Geste

Im September 1944 befreiten die Alliierten die ersten Ortschaften in den Niederlanden von der Nazi-Besatzung. Auf dem US-Ehrenfriedhof erinnern die Einheimischen mit einer besonderen Aktion an die Ereignisse von damals.

von Mike Corder  16.09.2024

Sachbuch

»Gesundheitlich gut, aber …«

Shelly Kupferberg, Ahmad Mansour und Josef Schuster haben sich 2023 zu vier Gesprächen getroffen. Ein Auszug aus dem dritten Kapitel »Nach dem 7. Oktober«

 16.09.2024

Analyse

In Brandenburg kann Kanzler Scholz nur verlieren

Die SPD liefert sich mit der AfD ein Kopf-an-Kopf-Rennen

von Carsten Hoffmann, Jörg Blank, Martina Herzog, Michael Fischer  16.09.2024

Vereitelter Anschlag

Netanjahu drückt Trump seine Solidarität aus

Ein weiterer Attentäter hatte am Sonntag versucht, US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump zu ermorden

 16.09.2024

Berlin

Volker Beck fordert von Rauch Verurteilung israelfeindlicher Demonstranten

Die Aktivisten wollen Becks Vortrag an der Universität verhindern. So reagiert die Uni

von Nils Kottmann  15.09.2024

Hannover

Landtag mit Hamas-Dreieck beschmiert

Die Polizei ermittelt gegen Unbekannt - Antisemitismus-Beauftragter empört über Schmierereien

 15.09.2024