Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der Oberrabbiner des Landes, Rabbi Moshe Reuven Azman, haben in Babyn Jar an der zentralen Gedenkveranstaltung für die Opfer des Massenmordes der Nazis an den europäischen Juden teilgenommen. Trotz – oder gerade auch wegen – des andauernden russischen Eroberungskrieges gegen sein Land war dem ukrainischen Regierungschef das Gedenken offenkundig ein Herzensanliegen.
»Wir wissen, dass Gleichgültigkeit ebenso tötet wie Hass und dass das Böse nur dann entsteht, wenn diese beiden Faktoren gleichzeitig auftreten«, erklärte Selenskyj am Morgen in einer Videonachricht. »Deshalb ist es so wichtig, dass alle Menschen, die das Leben schätzen, Entschlossenheit zeigen, wenn es darum geht, diejenigen zu retten, die der Hass zerstören will.«
»Heute gedenken wir auch der Gerechten unter den Völkern aus diversen Ländern, die ebenfalls entschlossen waren, Leben zu retten«, so der jüdische Regierungschef aus Kiew. »Und wir erinnern an die Entschlossenheit der globalen Koalition, die den Nazismus stoppte.«
»Noch entschlossener als zuvor bekräftigen wir: Nie wieder Hass! Nie wieder Gleichgültigkeit! Je mehr Nationen die Gleichgültigkeit überwinden, desto weniger Platz auf der Welt wird es für Hass geben«, sagte Wolodymyr Selenskyj.
Massaker Babyn Jar ist heute eine Gedenkstätte für die 33.771 Juden, die dort am 29. und 30. September 1941 von den Nazis erschossen wurden. Das Massaker, eines der schlimmsten der Nazizeit, ist auch als »Holocaust der Kugeln« bekannt. Nur 29 Juden überlebten.
»Je mehr Nationen die Gleichgültigkeit überwinden, desto weniger Platz auf der Welt wird es für Hass geben«, betont Selenskyj.
Auch in Deutschland wurde heute der ukrainischen Opfer Nazideutschlands gedacht. Im Bundestag sagte dessen Vorsitzende Bärbel Bas im Rahmen der heutigen Gedenkstunde, viele Opfer des deutschen Vernichtungskrieges im Osten seien Ukrainerinnen und Ukrainer gewesen.
»Mich erschüttert, dass auch Überlebende des Holocaust durch die gegenwärtigen russischen Angriffe auf die Ukraine getötet wurden«, so Bas. Die Tatsache, dass mehrere von ihnen in Deutschland Zuflucht gefunden haben, berühre sie.