Geheimtreffen in Potsdam

Schuster warnt vor Vergleich mit Wannsee-Konferenz

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Foto: Marco Limberg / Zentralrat der Juden in Deutschland

Nach Berichten über ein Treffen Rechtsextremer mit Politikern von AfD und CDU in Potsdam mahnt der Zentralrat der Juden zu größter Vorsicht bei Vergleichen mit der sogenannten Wannsee-Konferenz der Nazis. »Der industrielle Massenmord an den europäischen Juden ist in seiner Kaltblütigkeit und Wahnhaftigkeit singulär in der Geschichte«, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster der Deutschen Presse-Agentur.

Doch fügte Schuster hinzu: »Das Treffen in Potsdam von AfD-Funktionären mit der Identitären Bewegung zeugt aber ohne Frage von einer Brutalität im Denken, das sich gegen die Grundfesten unserer demokratischen Gesellschaft richtet.«

Bei dem Potsdamer Treffen im November war nach Recherchen des Medienhauses Correctiv besprochen worden, wie Menschen mit Migrationsgeschichte aus dem Land geschafft oder gedrängt werden könnten. Bei der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 hatten hohe NS-Funktionäre über die systematische Ermordung von bis zu elf Millionen Juden Europas beraten. Ziel der Besprechung in einer Villa am Wannsee war es, die Umsetzung des Völkermords zu beschleunigen.

Auch wegen der räumlichen Nähe - beide Orte sind nur wenige Kilometer voneinander entfernt - war in den vergangenen Tagen immer wieder auf die Wannsee-Konferenz hingewiesen worden, so auch im ursprünglichen Text zur Recherche. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte etwa, dass sie sich durch das Potsdamer Treffen daran erinnert fühle - machte aber zugleich deutlich, dass sie beides nicht gleichsetzen wolle. CDU-Chef Friedrich Merz sagte hingegen, er lehne Vergleiche beider Treffen als unhistorisch ab.

Die Direktorin der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Deborah Hartmann, betonte in einer Pressemitteilung, es gebe fundamentale Unterschiede und dennoch »völkische Gedankenparallelen samt Vertreibungsfantasien«. Das sollte allen verdeutlichen, dass durch Äußerungen Rechtsextremer auch aus der AfD »die demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland in Frage gestellt wird«. dpa/ja

Libanon

Parlament wählt Armeechef zum Staatspräsidenten

Es hat 13 Versuche gebraucht, nun gibt es endlich einen neuen Präsidenten. Die Hoffnungen auf einen Umschwung im Land sind groß

 09.01.2025

Verstorben

SPD-Politiker und Israel-Botschafter Rudolf Dreßler gestorben

Die SPD nimmt Abschied von Rudolf Dreßler. Der Wuppertaler war Abgeordneter, Fraktionsvize und Botschafter in Israel. Auch für die eigene Partei fand er bei Bedarf klare Wort

 09.01.2025

Menlo Park

Faktenchecker adé: Meta öffnet die Schleusen

Mark Zuckerberg kündigt die Abkehr vom bisherigen Moderationsmodell bei Facebook, Instagram und Threads an. Und das ist längst nicht alles

von Andrej Sokolow, Luzia Geier  09.01.2025

Berlin

Journalistin in Kreuzberg antisemitisch beschimpft und attackiert

Das Opfer berichtet regelmäßig für das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA)

 09.01.2025

Austin (Texas)

Wie Elon Musk in Europa Politik macht

Der Milliardär verbringt viel Zeit damit, die politische Stimmung in Europa zu beeinflussen. Vor allem Großbritannien hat er im Visier und Deutschland vor der Bundestagswahl. Aber warum?

von Andrej Sokolow, Jan Mies  09.01.2025

Auszeichnung

Israelischer Präsident ehrt SPD-Politikerin Brigitte Zypries

Für ihren Einsatz für die deutsch-israelischen Beziehungen und gegen Antisemitismus ist SPD-Politikerin Brigitte Zypries mit der Ehrenmedaille des israelischen Präsidenten ausgezeichnet worden

 09.01.2025

AfD

Wehe den Juden

Die rechtsextreme Partei geriert sich als Garant jüdischen Lebens in Deutschland. In Wahrheit gefährdet sie es

von Joshua Schultheis  09.01.2025

Meinung

Al-Dschasira abschalten

Der von Katar finanzierte Sender verbreitet auch in Deutschland Hamas-Propaganda. Mit Pressefreiheit hat das nichts zu tun

von Sabina Wolf  09.01.2025

Berlin

Schuster: Massendemos gegen AfD blieben ohne langfristige Wirkung

Vor einem Jahr gingen Hunderttausende gegen die in Teilen rechtsextreme Partei auf die Straße, in Umfragen legt sie trotzdem zu

 09.01.2025