In einer vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geförderten Erhebung wird behauptet, Islamismus und Antisemitismus unter Muslimen seien eine direkte Folge von Islamfeindlichkeit im Westen. Wirklich? Dann müsste der Islamismus und der Antisemitismus in Pakistan, Iran, Marokko und Indonesien und den restlichen mehr als 50 muslimischen Staaten bald verschwinden, denn dort gibt es bekanntlich keine Islamfeindlichkeit. Judenhass existierte dort aber schon lange bevor muslimische Migranten sich auf den Weg nach Europa machten.
Wir erleben derzeit eine gefährliche Entwicklung in der Wissenschaft und in vielen Zeitungen. Auf der einen Seite investieren Katar, saudische Milliardäre und die Türkei viel Geld, finanzieren etliche Studien und ganze Forschungszentren im Westen, um das Thema »Islamophobie« salonfähig zu machen. Das tun sie nicht, um die Muslime im Westen vor Hass und Ausgrenzung zu schützen, was selbstverständlich ein legitimes Ziel wäre, sondern um dubiose Projekte des politischen Islam ohne Gegenwind zu forcieren. Auch viele Journalisten beteiligen sich nur allzu gern an diesem Projekt.
Allianzen mit fragwürdigen Islamverbänden schützen Juden nicht vor Judenhass.
KAMPAGNE Auf der anderen Seite bilden manche jüdische und nichtjüdische Aktivisten und Intellektuelle fragwürdige Allianzen mit bestimmten Islamverbänden und der Ahmadiyya-Gemeinschaft und sogar mit Erdogan-Anhängern, um als tolerant und dialogbereit zu erscheinen. Vielleicht haben sie auch andere Motive, die ich nicht kenne. Vielleicht glauben sie tatsächlich, dass sie dadurch Juden vor Judenfeindlichkeit schützen können.
Ich würde sofort bei dieser Islamophobie-Kampagne mitmachen, wenn tatsächlich am Ende normale Muslime davon profitieren würden. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Eine Art Erpressungsmechanismus hinter dem Begriff Islamophobie will Kritik am politischen Islam unterbinden, damit Akteure des politischen Islam ungestört ihre Pläne fortsetzen können. Ich bin überzeugt: Das wird Muslime nicht vor Hass schützen, sondern nur noch mehr Hass gegen sie schüren.
DISKURS Auf einer dritten Ebene geben in Lehrstühlen und den Redaktionen vieler Zeitungen links sozialisierte Wissenschaftler und Journalisten den Ton an, die den postkolonialen Diskurs, die Multikulti-Ideologie und die Schuld des Westen gegenüber der Dritten Welt als Basis ihrer Arbeit ansehen. Wir merken, dass der Begriff »Islamismus« in der Wissenschaft langsam verschwindet und durch »religiös motivierter Extremismus« ersetzt wird. Auch bei vielen Redaktionen ist das Wort »Islamismus« mittlerweile unerwünscht.
Wo sonst sollte man kontroverse Themen diskutieren, wenn nicht an Universitäten, Schulen und bei den politischen Stiftungen?
Auf der anderen Seite taucht der Begriff »Islamophobie« immer häufiger auf und wird als Erklärung für viele Phänomene verwendet, mit denen er nichts zu tun hat. Islamkritik gibt es in der Wissenschaft und in vielen Zeitungen dagegen so gut wie nicht mehr. An Universitäten würden Studenten gerne mit Islamkritikern diskutieren, aber die Hochschulen untersagen ihnen, solche Veranstaltungen durchzuführen.
TABU An vielen Schulen ist es nicht anders. Auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung und den politischen Stiftungen ist Islamkritik ein Tabu. Hingegen kann jeder Muslimbruder oder Erdogan-Anhänger seine intellektuellen Perlen dort präsentieren. Hinzu kommt: Facebook und Twitter sind extrem schnell bei der Löschung islamkritischer Inhalte – und extrem langsam, wenn es um islamistische Hass-Posts und Propaganda geht.
Die Freiheit stirbt nicht über Nacht, sondern Schritt für Schritt.
Wo sonst sollte man kontroverse Themen diskutieren, wenn nicht an Universitäten, Schulen, in der Bundeszentrale und bei den politischen Stiftungen? Wo sonst sollte man darüber schreiben, wenn nicht in linken Zeitungen, die gerne kirchenkritische Artikel und Jesus-Karikaturen veröffentlichen? Und selbst bei den sozialen Netzwerken, die früher für mehr Meinungsfreiheit eintraten, wird es immer enger.
Die Freiheit stirbt nicht über Nacht, sondern Schritt für Schritt. Wehret den Anfängen! Und erzählt mir später nicht, dass ihr davon nichts gewusst habt!
Der Autor ist Politologe und Träger der Josef‐Neuberger‐Medaille der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.