Frankfurt/Main

Scharfe Kritik an Demonstration gegen Israel

Hessens Antisemitismusbeauftragter Uwe Becker Foto: imago images/Jürgen Heinrich

Eine pro-palästinensische Demonstration in der Frankfurter Innenstadt ist am Samstagnachmittag nach Polizeiangaben ohne besondere Vorfälle verlaufen. An dem Marsch durch das Zentrum hätten sich lediglich 65 Menschen beteiligt, teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Zuvor hatten die Jüdische Gemeinde in Frankfurt am Main und der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker ein Verbot der Kundgebung gefordert.

Die Stadt Frankfurt hatte entschieden, dass die Demonstration unter Auflagen stattfinden konnte. Die Veranstalter von der Initiative »Free Palestine FFM« hatten ursprünglich mit 200 bis 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gerechnet.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Hessens Antisemitismusbeauftragter Uwe Becker hatte die Demonstration im Vorfeld scharf kritisiert. »Wenn palästinensische Organisationen offen ein ›befreites Palästina vom Fluss bis zum Meer‹ fordern, dann ist dies in meinen Augen ganz klar der Aufruf zur Auslöschung Israels, und solche Vernichtungsmärsche darf es auf unseren Straßen nicht geben!«, sagte Becker am Freitag in Wiesbaden. »Diese Hass-Demonstrationen zerstören den gesellschaftlichen Frieden und sind dazu angetan, unsere freiheitliche Ordnung zu zerstören.« Becker warb für ein Verbot.

Hassparolen Unter dem Deckmantel eines sogenannten »friedlichen Zeichens der Solidarität« würden Hassparolen verbreitet und Israel Rassismus, Apartheid und Kolonialismus vorgeworfen, kritisierte Becker. »In den zurückliegenden Jahren ist der israelbezogene Antisemitismus in unserem Land immer lauter, aggressiver und hässlicher geworden«, sagte der CDU-Politiker. »Damit muss Schluss sein. Wir müssen alles daransetzen, diesem Judenhass in unseren Städten entschieden entgegenzutreten.«

Zuvor hatte der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main an die Stadt appelliert, die geplante Demonstration »Solidarität mit dem palästinensischen Volk« zu verbieten. Wer in dem Aufruf die antisemitische Chiffre »Vom Fluss bis zum Meer« verwende, rufe »ganz eindeutig und unverfroren« zur Vernichtung des Staates Israels auf, erklärte der Vorstand. Es gehe nicht um Solidarität mit dem palästinensischen Volk, sondern um eine »Hassveranstaltung mit antisemitischer Hetze«.

»Die Veranstalter ›Free Palestine FFM‹ fallen nicht zum ersten Mal mit Kundgebungen auf, die Terrorismus verherrlichen und zu Gewalt aufrufen«, heißt es in der Erklärung des Vorstandes. Angesichts der »schockierenden Bilder der antisemitischen Al-Quds-Demonstrationen in Berlin« seien die Verantwortlichen der Behörden und der Stadtpolitik zum klaren Handeln aufgefordert.

Auflagen Nach Angaben der Stadt Frankfurt war die Pro-Palästina-Demonstration am Samstag ab 13 Uhr von der Taunusanlage zur Hauptwache unter Auflagen – Wahrung des öffentlichen Friedens, kein Aufruf zu Hass und Hetze – erlaubt. Angemeldet waren 200 bis 500 Teilnehmende, sagte ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Dagegen hatte die Berliner Versammlungsbehörde eine für Freitagnachmittag geplante pro-palästinensische Demonstration in der Stadt bis einschließlich Sonntag, 1. Mai, verboten. Die Behörde begründete dies mit den Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit sowie der Gefahr, dass es zu volksverhetzenden, antisemitischen Ausrufen sowie Gewaltverherrlichung und Gewalttätigkeiten kommen könnte. Das Verbot wurde vom Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) am Freitag bestätigt.

Am vergangenen Wochenende hatten in der Hauptstadt mehrere Hundert Menschen in Solidarität mit Palästina und gegen Israel demonstriert. Aus dem Demonstrationszug heraus waren wiederholt antisemitische Parolen gerufen und Medienvertreter attackiert worden. epd/ja

Berlin

Weltweiter Antisemitismus alarmiert Bundesbeauftragten Klein

Negative Stereotype über Juden sind einer Befragung zufolge weltweit so verbreitet wie nie

 15.01.2025

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Berlin

Vereinigung fordert Ausschluss der AfD bei Holocaust-Gedenken

Die demokratische Einladungspraxis, alle im Parlament vertretenen Parteien einzubeziehen, sei für die NS-Opfer und ihre Nachkommen und für viele demokratische Bürger nicht mehr tragbar

 14.01.2025

New York

46 Prozent aller Erwachsenen auf der Welt haben antisemitische Ansichten

Die Anti-Defamation League hat 58.000 Menschen in 103 Ländern befragt

 14.01.2025

NRW

NRW-Leitlinien für zeitgemäßes Bild des Judentums in der Schule

Mit Büchern gegen Antisemitismus: NRW-Bildungsministerin Feller hat zwölf Leitlinien für die Darstellung des Judentums in der Schule vorgestellt. Denn Bildungsmedien seien ein Schlüssel zur Vermittlung von Werten

von Raphael Schlimbach  14.01.2025

Faktencheck

Hitler war kein Kommunist

AfD-Chefin Weidel bezeichnet den nationalsozialistischen Diktator als »Kommunisten«. Diese These wird von wissenschaftlicher Seite abgelehnt

 14.01.2025

Berlin

Wegen Gaza-Krieg: Syrer beschädigt erneut Gebäude im Regierungsviertel

Erst das Innenministerium, dann der Amtssitz des Bundeskanzlers: Zweimal binnen weniger Tage fasst die Polizei in Berlin einen Mann, der wegen des Gaza-Kriegs wütet

 14.01.2025

Studie

Frauen und jüdischer Widerstand bei Schulnamen unterrepräsentiert

Welche Persönlichkeiten prägen die Namen deutscher Schulen? Eine Studie zeigt: Pädagogen spielen eine große Rolle. Frauen und Juden eher weniger

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025