Ein Jahr endet, ein neues beginnt: Zeit für uns Menschen, in uns zu gehen, bevor wir auf das vor uns Liegende schauen. So auch an Rosch Haschana, dem Fest, an dem die Gläubigen vor sich selbst Rechenschaft ablegen über ihr Handeln. Solche Festtage führen uns zu uns selbst und helfen zugleich, unseren Platz in der Gesellschaft zu finden.
Ein schöner Brauch zum jüdischen Neujahrsfest ist es, Granatäpfel zu essen. Der lateinische Ursprung ihres Namens – »granum« – verweist auf die zahlreichen Kerne dieser Frucht. Dem Granatapfel gleich ist heute auch jüdisches Leben in Deutschland wieder vielfältig und facettenreich.
kerne So wie die Frucht sich durch ihre Kerne vermehrt, so erwächst durch die tägliche engagierte Arbeit so vieler jüdischer Menschen viel Neues und Buntes in den jüdischen Gemeinden in unserem Land. Es entstehen neue Synagogen und Gemeindezentren an Orten, wo sie einst grausam zerstört wurden. Was für ein Geschenk das ist, habe ich bei der Synagogeneinweihung in Ulm erleben dürfen. Und schon heute freue ich mich auf meinen Besuch beim Jüdischen Gemeindetag im November in Berlin.
Aus zahlreichen Ländern sind Menschen jüdischen Glaubens nach Deutschland gekommen. So wächst nicht nur die Zahl jüdischer Gemeinden, es wächst auch die Vielfalt innerhalb des Judentums. Das ist gewiss mit Herausforderungen verbunden, aber es zeigt, wie das Miteinander in unserer Gesellschaft gelingen kann. Auch jüdische Gelehrsamkeit, Theologie und Bildung blühen heute wieder auf in Deutschland. Dafür bin ich zutiefst dankbar.
Ich freue mich, dass die jüdischen Gemeinden hierzulande eine immer lebendigere Rolle spielen. Sie übernehmen Verantwortung und stärken unseren Zusammenhalt. Ich ermutige Sie alle, diesen Weg weiterzugehen. Religiöses Leben mit seinen Traditionen gehört zu unserer Gegenwart und wirkt auch in einem säkularen Umfeld zurück auf die Gesellschaft insgesamt. (...) Ein gesegnetes neues Jahr, Schalom und Schana towa!