Es ist ein offenes Geheimnis: Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland hat qua Amt Personenschutz. Ich bin stets von den Beamten umgeben, ich sehe sie häufiger als meine Frau. Viele Menschen in unserem Land werden auf Schritt und Tritt begleitet.
Personenschützer haben sich beruflich verpflichtet, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um die ihnen anvertraute Person zu schützen. Ich bin selten Menschen begegnet, die ein so hohes Maß an Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein mitbringen wie meine Personenschützer.
Polizisten Sie sind Polizisten. Und sie sind Menschen wie du und ich. Das heißt, dass sie manchmal vielleicht Vorurteile gegenüber anderen haben – so wie jeder von uns. Das heißt aber nicht, dass sie Rassisten sind.
Die jüdische Gemeinschaft weiß, wie sehr sie die Polizei braucht. Wir können ohne ihren Schutz in Deutschland nicht existieren.
Es gab schlimme Fälle von Rassismus und Rechtsextremismus in der Polizei, die bekannt wurden, in Sachsen oder jüngst in Hessen. Und es ist gut, dass diese Fälle ans Licht kamen. Jeder Polizist, der solche Missstände in den eigenen Reihen entdeckt, kann nur ermuntert werden, sie offenzulegen. Hier darf es keinen falsch verstandenen Korpsgeist geben.
Bundeswehr Das Gleiche gilt für die Bundeswehr. Institutionen, die durch ihre Struktur von Befehl und Gehorsam Menschen anziehen, die autoritäres Denken lieben, müssen besonders wachsam sein – auch deshalb, weil Rassisten und Rechtsextremisten nicht nur für Bürger gefährlich sind, die in ihr Feindbild passen. Sondern weil sie all ihren Kolleginnen und Kollegen schaden, die aufrichtig und gewissenhaft ihren Dienst verrichten.
Die jüdische Gemeinschaft weiß, wie sehr sie die Polizei braucht. Wir können ohne ihren Schutz in Deutschland nicht existieren. Meine Personenschützer üben ihren Beruf mit großem Ernst aus. Doch sie haben auch viel Humor.
Derzeit droht ihnen das Lachen zu vergehen. Die momentane Debatte über Rassismus in der Polizei ist wichtig und notwendig. So wie sie geführt wird, kann sie jedoch mindestens so viel Schaden anrichten wie nutzen.
Der Autor ist Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.