Bei der Inquisition war das so: Mochten die Männer der Kirche den Ketzer auch verurteilt haben – auf den Scheiterhaufen schleppten nicht sie ihn. Das taten die Soldaten der weltlichen Macht. Die Kirche machte sich die Hände nicht schmutzig. Dies erinnert ein wenig an das, was Anfang der Woche in Regensburg zu beobachten war. Dort verurteilte das Landgericht den unsäglichen Antisemiten und britischen Bischof Richard Williamson wegen Leugnung des Holocausts zu einer Geldstrafe von 6.500 Euro.
Nun ist es eine kirchenrechtlich ziemlich komplizierte Frage, ob Williamson eigentlich noch Bischof ist, denn seine Weihe 1988 geschah zwar einerseits ausdrücklich gegen den Willen des damaligen Papstes Johannes Paul II., was den Rauswurf aus der Kirche zur Folge hatte. Andererseits betrachtete die Kirche die Weihe stets als gültig und hob auch die Exkommunikation Anfang 2009 wieder auf – zufällig, als Williamsons Aussagen bekannt wurden, in denen er den Holocaust leugnet.
Judenfeindlich Während also die weltliche Macht eindeutig und durchaus streng reagierte und den braunen Bischof verurteilte, schlingert die geistliche Macht weiter herum. Das ist umso schlimmer, als Williamson trotz einiger spitzfindiger Ausreden weiter an seinen verharmlosenden und unerträglichen Aussagen zum Mord an sechs Millionen Menschen festhält, ja seine ganze Priestervereinigung, die reaktionären Piusbrüder von solch judenfeindlichen Aussagen geradezu strotzen. Dennoch laufen die Gespräche mit Vertretern dieser üblen Bande im Vatikan seit rund zwei Jahren immer weiter – alles in der Hoffnung, sie wieder voll in die katholische Kirche zu integrieren.
Das ist der eigentliche Skandal – nicht die Tatsache, dass Williamsons Strafe nach dem zweitinstanzlichen Urteil des Landgerichts Regensburg nun etwas geringer ausfällt als in der ersten Instanz. Die weltliche Macht hat getan, was sie tun konnte. Nun muss der Vatikan handeln.
Der Autor ist Reporter bei der Tageszeitung »taz«.