Paris

Russisches Netzwerk soll hinter Davidstern-Graffitis stecken

Foto: picture alliance/dpa

Ende Oktober bietet sich den Parisern ein schauriges Bild: Unbekannte haben mehr als 250 Davidstern-Graffiti an Hauswände in der französischen Hauptstadt gesprüht. In Deutschland werden zur selben Zeit und auf ähnliche Weise Häuser markiert, in denen Juden leben sollen. Wie in Deutschland befeuert die Aktion auch in Frankreich die Debatte über antisemitische Vorfälle, die in den wenigen Wochen seit den Massakern der Hamas massiv zugenommen haben.

Doch hinter der Graffiti-Aktion in Paris soll ein russisches Netzwerk stecken, wie eine Recherche von »Radio France« zeigt. In der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober habe ein Augenzeuge gesehen, wie eine schwarz gekleidete Frau und ein ebenfalls schwarz gekleideter Mann die Graffitis sprühten. Der Augenzeuge habe daraufhin die Polizei gerufen. Nachdem die Polizei die Sprayer festgenommen hatten, fotografierte eine dritte Frau die Davidsterne. Die Festgenommenen stammen der Polizei zufolge aus Moldawien und waren erst kurz vor der Sprüh-Aktion aus ihrer Heimat angereist.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Aktion wäre wohl in Vergessenheit geraten, wenn nicht drei Nächte später ein zweites Team 250 Davidsterne in drei Bezirken und in mehreren Vororten von Paris gesprüht hätte. Doch ungeachtet der öffentlichen Debatte glaubte die Polizei nicht an eine spontane Aktion einiger Antisemiten. »Das ist eine atypische Operation im Vergleich zu anderen antisemitischen Attacken«, sagte der Pariser Polizeichef Laurent Nuñez Anfang November dem TV-Sender »BMF«. Mithilfe von Überwachungskameras konnten die Ermittler schnell feststellen, dass die Fotografin beide Sprayer-Gruppen begleitet hatte. »Radio France« zufolge konnte das zweite Team mit einem Flixbus nach Brüssel fliehen.

Dennoch machten die Ermittler dank des festgenommenen Moldawiers schnelle Fortschritte. Er gestand, dass das Team von einem 50-jährigen Landsmann namens Anatoli Prizenko beauftragt wurde. Im Gespräch mit »Radio France« behauptet der russischsprachige Unternehmer, dass die Graffitis eine Geste der Solidarität gewesen seien: »Es war ein Akt der Unterstützung für die Juden, weil die Sterne blau waren, wie die in der israelischen Fahne.«

Spur führt über Fake-Accounts zum Kreml

Doch Analysen von Viginum, einer französischen Behörde, die die Beeinflussung öffentlicher Debatten durch ausländische Mächte analysiert, legen nahe, dass ein russisches Netzwerk hinter der Aktion steckt. Denn Fotos der Graffitis wurden in den sozialen Medien von 1095 Fake-Accounts geteilt, die erst am Tag der Aktion erstellt worden waren. Diese Accounts machen außerdem Werbung für eine Propaganda-Plattform namens »RRN«. Die Seite wurde im März 2022 in Russland unter dem Namen »Reliable Russian News« (deutsch: verlässliche, russische Nachrichten) gegründet, heißt aber mittlerweile »Reliable and Recent News« (verlässliche und jüngste Nachrichten). Entgegen ihres Namens verbreitet die Plattform aber vor allem anti-westliche und anti-israelische Propaganda. Struktura und ASP, die Firmen hinter »RRN«, sollen laut »Radio France« persönliche Beziehungen zum Kreml haben. ASP-Chef Ilya Gambachidze war etwa Berater des Vizepräsidenten der Duma.

Anatoli Prizenko hat laut »Radio France« ebenfalls einige Verbindungen nach Russland. Er soll als Vertreter eines russischen Unternehmens Tausende Sparer um ihr Vermögen betrogen haben und setzte sich dafür ein, dass Moldawien eine Zollunion mit Russland gründet. ja

Washington

Offene Herabwürdigung im Weißen Haus: Disput zwischen Selenskyi und Trump schockt die Welt

Nach der Eskalation in Washington verweigert Selenskyj eine Entschuldigung, Trump zieht sich nach Florida zurück, und Europa fragt: Wie geht es in der Ukraine weiter?

von Julia Naue, Luzia Geier, Michael Donhauser  01.03.2025

Rechtsradikalismus

Pia Lamberty: AfD ist rechtsextreme Partei mit menschenfeindlichen Ideen

Die Radikalisierung in der gesamten Gesellschaft seit der Corona-Pandemie müsse in den Blick genommen werden, so die Extremismus-Expertin

 28.02.2025

Washington D.C./Berlin

Trump: Nicht enttäuscht über AfD-Wahlergebnis

Der US-Präsident betont, seine Regierung habe »ein hervorragendes Verhältnis zu allen Gruppen in Deutschland«. Aktuell habe die Bundesrepublik »eine Menge Dinge am Laufen«

 28.02.2025

Interview

»Ein Raum für Resilienz«

Nachumi Rosenblatt über den Jugendkongress, unbeschwertes Feiern und den Austausch untereinander

von Helmut Kuhn  27.02.2025

Österreich

Koalition gefunden: Kein Kanzler Kickl

ÖVP, SPÖ und Neos haben sich auf die Bildung einer Regierung geeinigt

 27.02.2025

Judenhass

Wegen ihres Engagements gegen Judenhass: Morddrohungen gegen Uschi Glas

Im Internet gibt es Morddrohungen gegen die Schauspielerin Uschi Glas, weil sie sich seit längerem gegen Antisemitismus engagiert. Die Justiz ermittelt

 26.02.2025

Solidarität

Berlin erinnert an das Schicksal von Kfir, Ariel und Shiri Bibas

Kfir, Ariel und Shiri Bibas wurden am Mittwoch in Israel unter großer Anteilnahme beigesetzt. Auch in Berlin gab es eine besondere Geste des Gedenkens an die ermordeten israelischen Geiseln

 26.02.2025

Glosse

Gazas goldene Zukunft

Bärtige Bauchtänzer und Elon Musk isst Hummus am Strand, während Geld vom Himmel regnet: US-Präsident Donald Trump wirbt mit einem KI-Video für seinen Plan, den Küstenstreifen zur »Riviera des Nahen Ostens« zu machen

von Michael Thaidigsmann  26.02.2025

Berlin

Neue Ausstellung dokumentiert Pogrome gegen Juden

Konkret geht es um die Geschichte von fünf jüdischen Gemeinden, die allesamt von Pogromen betroffen waren, darunter Berlin im Jahr 1938 und Kibbuzim im Süden Israels am 7. Oktober 2023

 26.02.2025