Meinung

Roma und Juden: Vergleichbarer Hass

Wolfgang Wippermann Foto: dpa

Meinung

Roma und Juden: Vergleichbarer Hass

Beide Völkermorde wurden von den Tätern mit ähnlichen Ideologien begründet

von Wolfgang Wippermann  08.09.2014 20:36 Uhr

Ein Drittel der Deutschen lehnt Sinti und Roma in der eigenen Nachbarschaft ab. Sinti und Roma sind noch unbeliebter als Muslime und Asylbewerber. Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die vergangene Woche vorgestellt wurde. Juden und die Feindschaft gegen sie werden in der Studie nicht erwähnt. Dies erstaunt. Ist doch auch die Feindschaft gegenüber Juden angestiegen. Derzeit liegt sie bei etwa 25 Prozent.

Hat das eine mit dem anderen zu tun? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Antisemitismus und der Antiziganismus genannten Feindschaft gegenüber Sinti und Roma? Nein, sagen nicht nur die Verfasser der erwähnten Studie, sondern auch die vielen Antisemitismusforscher und die immer noch wenigen Wissenschaftler, die sich mit dem Antiziganismus beschäftigen. Antisemitismus sei ein sehr spezifisches, ja singuläres Problem, und Antiziganismus könne allenfalls mit dem Hass auf Asylanten und Migranten (sowie die auch in der Studie erwähnten Muslime) verglichen werden.

verfolgungen
Auf den ersten Blick ist das richtig. Denn im Zentrum des gegenwärtigen Antisemitismus steht der Antizionismus, der Hass auf den israelischen Staat, für dessen Politik »die Juden« verantwortlich gemacht werden. Etwas Vergleichbares kann man den Sinti und Roma nicht vorwerfen. Denn sie verfügen – noch – über keinen Staat, der sie vor den Verfolgungen schützen kann, denen die etwa zwölf Millionen europäischen Roma in fast allen europäischen Staaten ausgesetzt sind.

Die in Deutschland und Europa lebenden Juden sind auch keine Asylanten und Migranten. Doch das sind viele – in Deutschland sogar die meisten – Sinti und Roma ebenfalls nicht. Sie sind hier seit Jahrhunderten ansässig und assimiliert. Das haben oder hatten sie mit den deutschen und europäischen Juden gemein. Aber dieses Assimiliertsein hat Juden und Roma nicht vor dem Völkermord bewahrt. Er wird im Hebräischen als Schoa und im Romanes als Porrajmos (das Verschlungene) bezeichnet.

Die Bezeichnungen sind unterschiedlich, doch die Sache selbst ist vergleichbar. Es waren Völkermorde, die von den Tätern mit vergleichbaren antisemitischen und antiziganistischen Ideologien begründet wurden. Dass diese Ideologien nach dem Holocaust nicht verschwunden, sondern wieder im Ansteigen begriffen sind, sollte uns allen eine Warnung sein. Geschichte kann sich wiederholen.

Der Autor ist Historiker an der Freien Universität Berlin.

Israel

Regierung kondoliert nach Tod des Papstes nun doch

Jerusalem löschte Berichten zufolge eine Beileidsbekundung nach dem Tod des Papstes. Nun gibt es eine neue

 25.04.2025

Berlin/Grünheide

Senatorin verteidigt ihre »Nazi«-Äußerung zu Tesla

Berlins Arbeitssenatorin spricht im Zusammenhang mit der Marke von »Nazi-Autos«. Daraufhin gibt es deutliche Kritik. Die SPD-Politikerin reagiert

 25.04.2025

Berlin

Shapira-Prozess gegen FU Berlin soll im Sommer starten  

Der jüdische Student wirft seiner Hochschule vor, zu wenig gegen den Judenhass auf dem Campus vorzugehen

 25.04.2025

Spanien

Ministerpräsident annulliert Munitionsgeschäft mit Israel

Pedro Sánchez fährt seinem Innenminister in die Parade und untersagt auf Druck seines linken Koalitionspartners den Einkauf von Munition für die Polizeitruppe Guardia Civil

von Michael Thaidigsmann  24.04.2025

Syrien

Al-Scharaa: Friedensschluss mit Israel nicht ausgeschlossen

Einst kämpfte Ahmed al-Sharaa für islamistische Terrororganisationen. Einem US-Abgeordneten zufolge könnte der neue Staatschef nun in eine ganz andere Richtung gehen

 24.04.2025

Justiz

Teilerfolg Israels vor Internationalem Strafgerichtshof 

Das Weltstrafgericht erließ Haftbefehl gegen Israels Premier Netanjahu. Israel legte Einspruch ein, doch scheiterte - bis jetzt

 24.04.2025 Aktualisiert

Nachruf

Förderer des katholisch-jüdischen Dialogs, aber auch harter Kritiker Israels

Papst Franziskus ist am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein langjähriger Gesprächspartner, Rabbiner Jehoschua Ahrens, nimmt Abschied

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  24.04.2025 Aktualisiert

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  24.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025