Antisemitismus

Roger Waters sagt »Sorry«

Roger Waters Foto: imago

Vergangenen Freitag nahm Roger Waters, Mitbegründer und bis 1985 Mitglied der Rockband Pink Floyd, wieder einmal kein Blatt vor den Mund. In einem Videogespräch mit der Hamas-nahen Nachrichtenagentur Shebab knöpfte Waters sich Israel und die USA vor.

Israels »Praktiken« bei der »Unterdrückung der Palästinenser« hätten auch den Tod von George Floyd in Minneapolis mitverursacht – die Israelis hätten bekanntlich der Polizei in den USA das Töten von Menschen durch Luftabdrücken erst beigebracht, behauptete Waters im Interview, ohne Belege dafür anzuführen.

Adelson sei ein »verrückter Typ«, der Trumps »winzig kleinen Schw***« in der Hosentasche habe.

Den jüdischen US-Casinomagnaten und Multimilliardär Sheldon Adelson nannte der Musiker und BDS-Fanboy einen »rechten, faschistischen, rassistischen Fanatiker« und »Strippenzieher« der amerikanischen Regierung. Adelson glaube, dass nur Juden vollständige Menschen seien und alle anderen auf der Welt ihnen zu Diensten sein müssten.

»STRIPPENZIEHER« Adelson sei ein »verrückter Typ«, der Trumps »winzig kleinen Schw***« in der Hosentasche habe. Damit bediente Waters ein typisches antisemitisches Klischee, nämlich das von den jüdischen Strippenziehern, die Politik und Wirtschaft kontrollieren.

Für beide Bemerkungen hat sich der Musiker jetzt in einem ausführlichen Statement, das er am Donnerstag auf seiner Website mit der Überschrift »Just to be clear« veröffentlichte, entschuldigt. »Nachdem ich mit palästinensischen und jüdischen Kollegen und Freunden gesprochen habe, ist mir nun klar, dass einige der von mir kürzlich in einem TV-Interview gemachten Aussagen […] Anstoß erregt haben”, schrieb der Musiker.

Er habe zum Zeitpunkt des Gesprächs nicht gewusst, dass er ein antisemitisches Klischee verwendet habe, so Waters. Seine Freunde hätte ihm gesagt, dass seine Worte zu Adelson »schädlich sind für jüdische Menschen und für die Bewegung für die Rechte der Palästinenser«. Das tue ihm sehr leid, so der 76-Jährige.

MENSCHENRECHTE »Ich fühle nur eins für meine jüdischen Brüder und Schwestern in unserem gemeinsamen Kampf für eine gerechtere und friedlichere Welt: Respekt und Mitgefühl«, erklärte Waters weiter. Dann behauptete er, die – israelfeindliche und in Motiven und Handlungen und Zielen antisemitische Boykottbewegung – BDS, die er voll unterstütze, stehe für »volle und gleiche Menschenrechte für jedermann« ein.

»Natürlich,« so Waters weiter, »bin ich auch der Meinung, dass in dieser von Palästinensern geführten Bewegung, die friedlich Israel rassistisches Apartheid-System und die militärische Besatzung bekämpft, kein Platz für Rassismus sein darf gegen welche Gemeinschaft auch immer.«

Auch für seine Behauptung, israelische und amerikanische Polizeikräfte kooperierten bei Techniken zum Abdrücken der Luftröhre von Verdächtigen, entschuldigte Waters sich.

Er habe keine Zweifel an den verwerflichen Absichten von Donald Trump und Mike Pompeo im Hinblick auf Israels »Apartheid-Politik«, schrieb er. Sie täten dies wohl aber aus eigenem Antrieb, also auch ohne die finanzielle Unterstützung durch Sheldon Adelson.

SOLIDARITÄT Auch für seine Behauptung, israelische und amerikanische Polizeikräfte kooperierten bei Techniken zum Abdrücken der Luftröhre von Verdächtigen, entschuldigte Waters sich:  »Ich lag damit falsch.« Ein Freund, den er dazu befragt habe und der sich in der Materie auskenne, habe ihm erklärt, dass es keine von Israel geführten Ausbildungsprogramme für amerikanische Polizisten gäbe, so Waters. Dennoch sei die »militarisierende Einflussnahme Israels auf die USA und den Rest der Welt eine schwerwiegender und beunruhigender Fakt.«

Der schwarzen Menschenrechtsbewegung in Amerika versicherte Waters seine volle Unterstützung. Er unterstütze nicht nur die Palästinenser in ihrer Sache, sondern auch andere »Kämpfe für Gerechtigkeit.«

Er werde künftig versuchen, sensibler und solidarischer zu sein gegenüber jenen, die sich gegen Unterdrückung und Rassismus zur Wehr setzten, schrieb Waters – und endete seinen offenen Brief mit dem Gruß »Love, R.«.

Meinung

Die Schweizer Sozialdemokraten und ihr radikaler Mittelweg

Die SP versteckt sich hinter widersprüchlichen und israelkritischen Resolutionen

von Nicole Dreyfus  29.10.2024

Libanon

Acht UN-Soldaten bei Raketenbeschuss leicht verletzt

Die UN schreiben den Angriff der Hisbollah zu

 29.10.2024

Berlin

Studentin für israelfeindliche Flugblätter verurteilt

Die Studentin wurde zudem des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte für schuldig gesprochen

 29.10.2024

Meinung

Djamshid Sharmahd hätte gerettet werden können

Warum die Bundesregierung eine Mitverantwortung für den Tod des Oppositionellen trägt

von Saba Farzan  29.10.2024

Geiseln

Netanjahu dementiert Vorschlag für Geisel-Abkommen

Ein ägyptischer Vorschlag für einen Geiseldeal existiert wohl doch nicht

 29.10.2024

Berlin

Klein: Antisemitismus an Schulen und im Internet bekämpfen

Klein und Friedman kritisierten mangelnde Anteilnahme in Deutschland mit dem Leid der Opfer des Terroranschlags

 29.10.2024

Antisemitismus

Publizist Friedman: Worte Erdogans sorgen für Judenhass-Anstieg

Für Michel Friedman ist der türkische Präsident mitverantwortlich für wachsenden Antisemitismus

 29.10.2024

Staatsanwaltschaft Stuttgart

Anklage wegen Anschlagsplänen auf Synagoge in Heidelberg

Zwei junge Männer tauschen sich in Chats über mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Heidelberg und Frankfurt am Main aus

 29.10.2024

Hannover

Erneut Vandalismus an NS-Gedenkstätte Ahlem

Unbekannte haben am Sonntagabend mehrere Tafeln an der sogenannten »Wand der Namen« beschädigt oder ganz herausgerissen

 29.10.2024