Berlin

RIAS-Chef: Genozidale Gewalt der Hamas-Massaker wird geleugnet

Benjamin Steinitz, Geschäftsführer des Bundesverbands RIAS e.V. Foto: picture alliance/dpa

Wegen des ausufernden Judenhasses in Deutschland hat der Bundesverband RIAS kurz vor Rosch Haschana Alarm geschlagen. Antisemitische Vorfälle gebe es weiterhin auf einem hohen Niveau, erklärte Benjamin Steinitz, der Geschäftsführer der Organisation.

Er warnte vor einer Normalisierung des Antisemitismus. Fünf Tage vor dem ersten Jahrestag der Massaker des palästinensischen Terrors im Süden Israels sprach Steinitz im selben Zusammenhang von einer »Zäsur im Leben von Jüdinnen und Juden weltweit.«

Noch während der Massaker des 7. Oktobers sei es zu ersten antisemitischen Reaktionen in Deutschland gekommen. »Doch nicht nur in Deutschland, sondern weltweit wurde und wird die genozidale Gewalt der Massaker geleugnet, bagatellisiert oder als ›legitimer Widerstand‹ verherrlicht«, heißt es in einer Erklärung von Benjamin Steinitz.

Übergriffe und Falschinformation

»Die Mobilisierung zu israelfeindlichen Versammlungen, bei denen es immer wieder zu antisemitischen Vorfällen kommt, hält an«, erklärte er. »Regelmäßig kommt es hierbei zudem zu gewaltsamen Übergriffen gegen Journalistinnen und Journalisten und zur Verbreitung von Falschinformationen.«

Steinitz warnte: »Für Jüdinnen und Juden gibt es seit der Zäsur des 7. Oktobers keine Atempause.« Der sprunghafte Anstieg antisemitischer Vorfälle präge bis heute den Alltag jüdischer Communities und schränke ein offenes jüdisches Leben weiter ein.

Am Arbeitsplatz, im Wohnumfeld, in Schulen aber auch auf Social-Media-Plattformen werde antisemitischer Hass sichtbarer als zuvor. Erschreckend sei »das gesamtgesellschaftliche Ausmaß des Antisemitismus bis hinein in die Universitäten«.

Islamistisches Spektrum

Auch sprach Steinitz das »massiv gestörte« Sicherheitsempfinden jüdischer Gemeinschaften durch Vorfälle extremer Gewalt an, die insbesondere aus dem islamistischen Spektrum kämen. Dabei erwähnte er den Terroranschlag von Solingen im August und den versuchten Anschlag auf das israelische Konsulat und das NS-Dokumentationszentrum am Jahrestag des Olympia-Attentats in München. Zu letzterem Vorfall kam es am 5. September.

Judenhass müsse deutlich als solcher benannt werden, aber in der öffentlichen Debatte spiele dieser kaum noch eine Rolle. »Auch die antisemitischen Massaker vom 7. Oktober und ihre Auswirkungen für jüdische Communities weltweit werden immer weniger thematisiert. Die unterschiedlichen Sichtweisen von Betroffenen, deren alltägliche Erfahrungen werden in der Mehrheitsgesellschaft nur unzureichend wahrgenommen«, betonte Benjamin Steinitz.

»Weckruf für die Mehrheitsgesellschaft«

»Das hohe Niveau antisemitischer Vorfälle muss ein Weckruf für die Mehrheitsgesellschaft sein: Antisemitismus muss konsequent in allen gesellschaftlichen Bereichen geächtet und bekämpft werden«, forderte der RIAS-Chef. »Es muss auch jenseits des Jahrestages mehr über den Anstieg antisemitischer Vorfälle und die Auswirkungen antisemitischer Gewalt gesprochen werden, die Jüdinnen und Juden seit dem 7. Oktober erfahren.«

Die Bundespolitik sei in der Pflicht, konkret Solidarität mit Jüdinnen und Juden zu zeigen. Diesen Hinweis verband Steinitz mit Kritik an den Fraktionen im Bundestag: Ein Jahr nach dem 7. Oktober sei ein interfraktioneller Entschließungsantrag zur Antisemitismus-Bekämpfung noch immer nicht zustande gekommen. im

Köln

Trotz Kritik: Sophie von der Tann erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

»Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus« steht während der Preisvergabe auf einem Transparent, das Demonstranten vor dem WDR-Funkhaus tragen

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025

Antisemitismus

Litauen: Chef von Regierungspartei wegen Antisemitismus verurteilt

In Litauen ist der Chef einer Regierungspartei mehrfach durch antisemitische Aussagen aufgefallen. Dafür musste er sich vor Gericht verantworten. Nun haben die Richter ihr Urteil gefällt

 04.12.2025

Berlin

Verfassungsschutz nimmt neue AfD-Jugend ins Blickfeld

Ist auch die »Generation Deutschland« rechtsextremistisch? Sie rückt bereits in den Fokus des Bundesamts für Verfassungsschutz

 04.12.2025

Berlin

Merz und Wegner nennen Lübcke-Statue geschmacklos

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte Unmut: Das Schicksal eines von einem Rechtsradikalen ermordeten Politiker zu instrumentalisieren, sei an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten

 04.12.2025

Bayern

Landtag wirbt für Yad Vashem-Außenstelle in München

Ein fraktionsübergreifenden Antrag – ohne Beteiligung der AfD - für eine Außenstelle der israelischen Gedenkstätte im Freistaat liegt vor

 04.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  04.12.2025