Islamistische Terroristen planen offenbar Ende November einen Anschlag in Deutschland. Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagte am Mittwochmittag auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz, dass sich die Gefährdungslage verändert habe. Es würde konkrete Hinweise auf ein »Anschlagsvorhaben« und entsprechende Ermittlungen geben. Deshalb seien die Sicherheitsvorkehrungen vor allem an Flughäfen und Bahnhöfen erhöht worden. Es gehe um Objekte, die seit längerem besonders geschützt würden. »Wir zeigen Stärke, lassen uns aber nicht einschüchtern«, sagte de Maizière. »Es gibt Grund zur Sorge, aber keinen Grund zur Hysterie. Wir lassen uns durch den internationalen Terrorismus weder in unseren Lebensgewohnheiten noch in unserer freiheitlichen Lebenskultur einschränken.«
Der renommierte Terrorismusexperte und Publizist Berndt Georg Thamm (»Al Qaida«, »Terrorbasis Deutschland«) sagte der Jüdischen Allgemeinen, es gäbe für Deutschland seit Anfang Oktober eine »Dauerbedrohung«. Das Besondere an der aktuellen Warnung der Bundesregierung sei, dass mit Ende November ein baldiger Termin für einen möglichen Anschlag genannt worden sei. Den deutschen Sicherheitsbehörden liegen nach Informationen des Berliner Tagesspiegel Hinweise aus den USA vor, wonach zwei bis vier Al-Qaida-Terroristen unterwegs sind, um in Deutschland und Großbritannien Attentate zu verüben.
Das deckt sich mit Thamms Einschätzung. Der Hinweis von Minister de Maizière auf eine verstärkte Überwachung von Flughäfen und Bahnhöfen zeige, dass Verfassungsschutz und Geheimdienste offenbar mit einer Bedrohung von außen – vermutlich aus Pakistan – rechnen, also weniger an eine derzeit konkrete Gefahr durch in Deutschland lebende Terroristen glauben. Als bevorzugte Anschlagziele von Islamisten gelten laut Thamm amerikanische, britische, israelische und jüdische Einrichtungen. Diese seien deshalb generell besonders geschützt.
Erst vor gut zwei Wochen vereitelten Sicherheitskräfte Anschläge auf jüdische Einrichtungen in den USA: Terroristen hatten per Luftfracht im Jemen Pakete mit Sprengstoff losgeschickt. Eine der Sendungen sollte über der US-Ostküste explodieren. Die Pakete konnten jedoch entdeckt werden.