50 Jahre Olympia-Attentat

Bundesregierung bedauert Absage der Hinterbliebenen

Offizielle Trauerfeier am 8. September 1972 auf dem Flughafen Lod in Tel Aviv Foto: picture-alliance / dpa

Die Bundesregierung hat mit Bedauern auf die Absage der Hinterbliebenen des Olympia-Attentats von 1972 zur Teilnahme an der Gedenkfeier in München reagiert. Man sei bereit zu weiteren Gesprächen, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag in Berlin. »Die Bundesregierung verleiht ihrer Hoffnung Ausdruck, dass ein Weg gefunden wird, damit sich die Hinterbliebenen doch noch entschließen können, an der Gedenkveranstaltung am 5. September teilzunehmen.«

Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Pascal Kober, mahnt unterdessen eine einvernehmliche Lösung an. Am 5. September 1972 hatten palästinensische Terroristen einen Anschlag auf die Olympischen Sommerspiele in München verübt. Elf Mitglieder des israelischen Teams und ein Polizist starben.

verantwortung »Deutschland trägt eine politische Verantwortung, der wir uns stellen müssen, auch und insbesondere im Hinblick auf das einzigartige Verhältnis zu Israel«, sagte der FDP-Politiker Kober dem Magazin »Der Spiegel«. Er wisse, dass es zur Aufarbeitung und zur bisher geleisteten Entschädigung unterschiedliche Sichtweisen gebe – »auch unter den Angehörigen«, so Kober. »Als Bundesopferbeauftragter würde ich mir wünschen, dass gerade auch im Hinblick auf die Zeit, die seit dem Anschlag vergangen ist, eine Lösung gefunden wird, die die Interessen aller Beteiligten bestmöglich vereint«, sagte er.

Nach Medieninformationen wollen die Angehörigen der Opfer die offizielle Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Terroranschlags boykottieren. »50 Jahre Schmähung, Lügen, Erniedrigung und Abweisung durch die deutsche Regierung und insbesondere bayerische Behörden sind mehr als genug für uns«, schrieben Ankie Spitzer und Ilana Romano in Vertretung aller Opferfamilien laut »Bild«-Zeitung in einem Brief an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Hintergrund ist ein seit langem schwelender Streit um Entschädigungszahlungen, sagte Spitzer dem »Spiegel«.

»beleidigung« Zuletzt schien zunächst Bewegung in den Konflikt gekommen zu sein, nachdem den Familien der Opfer weitere Zahlungen in Aussicht gestellt worden waren. Doch auch das neue Angebot der Bundesregierung, des Freistaats Bayern und der Stadt München bezeichnete Spitzer bereits als »Beleidigung«. Dem Vernehmen nach stand eine Summe von zehn Millionen Euro im Raum, auf die Zahlungen aus den Jahren 1972 und 2002 in Höhe von rund viereinhalb Millionen Euro angerechnet werden sollten.

»Ich bin der Auffassung, dass die Bundesregierung den Angehörigen und Hinterbliebenen des Olympia-Attentats ein faires Angebot gemacht hat«, sagte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). »Es ist an der oberen Grenze dessen, was man heute als Opfer einer terroristischen Straftat bekäme.«

Klein betonte, dass es für die Bundesregierung »handlungsleitend« sei, das Leid der Opfer anzuerkennen. »Deswegen würde ich mich freuen, wenn es doch noch zu einer Verständigung mit den Opferfamilien käme«, sagte er. Der Antisemitismusbeauftragte begrüßte die Absicht der Bundesregierung, die Ereignisse von 1972 durch eine Historiker-Kommission aufarbeiten zu lassen, und betonte, dass die Bundesregierung bereit sei, für die Zusammensetzung der Kommission personelle Vorschläge anzunehmen. dpa/epd

Washington D.C.

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