Meinung

Ramelow, Recht und Rechtsextreme

Thüringens neuer Ministerpräsident Bodo Ramelow hat Ermittlungen der sächsischen Justiz gegen ihn als »politische Belästigung« bezeichnet. Es geht um ein Verfahren wegen seiner Teilnahme an Protesten gegen einen Neonaziaufmarsch 2010 in Dresden, weswegen das Amtsgericht Dresden im Dezember 2014 die Aufhebung von Ramelows Immunität beantragt hat.

Die Arbeit der Justiz als »politische Belästigung« zu deuten, ist wenig förderlich und entspricht, hoffentlich, auch nicht den Tatsachen. Die Unabhängigkeit der Justiz ist ein hohes Gut. Zu ihr gehört, dass Staatsanwaltschaften ermitteln und Gerichte aufklären und urteilen. Vorteile für Politiker darf es hierbei nicht geben. Nicht vergessen sollte man aber, dass die richterliche Unabhängigkeit nicht in gleichem Maße für Staatsanwälte gilt, da diese als weisungsabhängige Beamte in eine hierarchische Behördenstruktur eingebunden sind.

immunität Die Bitte von Herrn Ramelow an den Landtag, seine Immunität aufzuheben, ist ausdrücklich zu begrüßen. Danach stehen ihm alle rechtlichen Mittel zur Verfügung, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu entkräften. Es könnte nämlich mehr im Raum stehen als eine bloße Sitzblockade, die man noch als zivilen Ungehorsam abtun kann.

Auch der Verdacht einer Straftat nach dem Versammlungsgesetz ist denkbar. Im Frühjahr 2014 hatte das Gericht das Verfahren bereits wegen Geringfügigkeit eingestellt. Da er jedoch seine Anwaltskosten selbst tragen sollte, hatte der Linke-Politiker Beschwerde eingelegt. Das Amtsgericht muss somit neu über die Eröffnung einer Hauptverhandlung entscheiden. Möglich ist, dass das Verfahren erneut eingestellt wird.

verurteilung Aus juristischer Sicht halte ich eine Verurteilung durch alle Instanzen für unwahrscheinlich, solange sich Herr Ramelow im rechtlichen Rahmen des Versammlungsrechts bewegt hat. Dies festzustellen, ist die Aufgabe der Justiz. Sollte jedoch wider Erwarten eine Verurteilung erfolgen, wäre dies eine Aufforderung, sich in Zukunft an die Regeln des Versammlungsrechts zu halten.

Für die jüdischen Gemeinden in Deutschland bedeutet das, weiterhin gegen jede Form von Extremismus und gegen ausländerfeindliche und antisemitische Demonstrationen zu mobilisieren – nach Recht und Gesetz. Hieran wird auch das Verfahren gegen Bodo Ramelow nichts ändern.

Der Autor ist Rechtsanwalt in Erfurt und stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen.

Washington D.C./Jerusalem

USA liefern Bomben nach Israel

Der Deal hat einen Wert von 680 Millionen Dollar (646 Mio. Euro).

 03.12.2024

Berlin

Bundestagsabgeordnete gründen Makkabi-Fanclub

Bei der offiziellen Auftaktveranstaltung zur Fanclub-Gründung am Mittwochmorgen im Bundestag wird auch der Präsident von Makkabi Deutschland, Alon Meyer, erwartet

von Stefan Meetschen  03.12.2024

Leipzig

Nach Absage von Vortrag: Uni Leipzig betont Freiheit der Wissenschaft

Gleichzeitig wird die Universität von zahlreichen Organisationen kritisiert

 03.12.2024

Hanau/Frankfurt am Main

Kommt ein ehemaliger KZ-Wachmann (100) doch vor Gericht?

Gregor Formanek müsste sich wegen Beihilfe zum Mord in 3.300 Fällen verantworten

 03.12.2024

«eXit»

Antisemitismus: Dutzende Autoren verlassen das frühere Twitter

Der Kurznachrichtendienst sei »toxisch« geworden, heißt es in einem offenen Abschiedsbrief

 03.12.2024

Berlin

AfD will sich von »Junger Alternative« trennen

Eine neue Jugendorganisation soll die als rechtsextremistisch eingestufte, alte Gruppierung ablösen

 03.12.2024

Nahost

Trump fordert von Hamas Freilassung der Geiseln - und stellt ein Ultimatum

Gerade erst hat das israelische Militär den Tod einer weiteren Hamas-Geisel bekanntgegeben. Da greift der künftige US-Präsident Trump in die Tasten - und setzt der Terrororganisation eine Frist

von Julia Naue  02.12.2024

Meinung

Die Universität Leipzig kuscht vor BDS-Anhängern

Die Absage eines Vortrags des Historikers Benny Morris legitimiert die Erpresserlogik israelfeindlicher Gruppen

von Chris Schinke  02.12.2024

Essay

Frieden ist möglich

Als junger Mann war unser Gastautor Ahmad Mansour Islamist. Heute glaubt er an eine Aussöhnung in Nahost. Zugleich ist er überzeugt: Die Pro-Palästina-Bewegungen im Westen sind ein Hindernis auf dem Weg dorthin

von Ahmad Mansour  02.12.2024