»Durchatmen in ursprünglicher Landschaft. Staunen über unvergleichliche Kultur-Highlights. Das Leben im urbanen Raum genießen. Thüringen ist vor allem eins: vielseitig« – Was nach einer Tourismus-Broschüre klingt, ist derzeit auf der Website des Radrennens »Deutschland Tour« nachzulesen.
Der Wettbewerb findet vom 26. bis 29. August statt. Die Strecke führt von Stralsund nach Nürnberg – unter anderem über Thüringen. Doch die vorgesehene Route ist alles andere als idyllisch.
Die Bergwertung des Radrennens sollte laut einem Medienbericht gar auf dem Parkplatz der KZ-Gedenkstätte stattfinden.
Die zweite Etappe führt über Weimar – und offenbar auch durch Buchenwald und die von dortigen KZ-Häftlingen errichtete »Blutstraße«. Die Bergwertung des Radrennens sollte laut einem Medienbericht gar auf dem Parkplatz der KZ-Gedenkstätte stattfinden.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland ist ebenso empört wie fassungslos angesichts der Pläne des Sportveranstalters. Zentralratspräsident Josef Schuster möchte den Veranstalter nun zu einer Änderung der Etappenroute bewegen. »Bei der Planung der Strecke haben sowohl Verantwortliche der Stadt Weimar als auch der Veranstalter jegliches Gespür für die Geschichte vermissen lassen«, betont Schuster.
Der pietätlose und geschichtsvergessene Umgang mit der Geschichte des Ortes ist nicht neu.
Auch Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, reagiert empört auf die angekündigte Route: »Das Event geht über die Blutstraße vorbei an Massengräbern und Mahnmal.« Es reiche der gesunde Menschenverstand, dass das nicht der richtige Ort dafür sei. Die Gedenkstätte sei nicht in die Planung der Etappe einbezogen worden.
Laut Wagner werde die Punktwertung auf dem Parkplatz der Gedenkstätte Buchenwald gestrichen. Trotz aller Gespräche bleibe die Etappenroute ansonsten aber bestehen.
Der pietätlose und geschichtsvergessene Umgang mit der Geschichte des Ortes ist nicht neu. Im vergangenen Winter riefen Rodler und Skilangläufer im Bereich der KZ-Gedenkstätte immer wieder verstärkte Sicherheitsvorkehrungen und den Aufruf, die Würde der Toten zu wahren, hervor. ja