Debatte

Radrennen auf der »Blutstraße«: Route wird geändert

»Das Event geht über die Blutstraße vorbei an Massengräbern und Mahnmal«: Der Zentralrat der Juden war ebenso empört wie fassungslos angesichts der Pläne des Sportveranstalters. Foto: imago/Jacob Schröter

Nach heftiger Kritik von verschiedenen Seiten am Verlauf der internationalen Deutschland-Tour der Radprofis entlang der KZ-Gedenkstätte Buchenwald soll die Route bei Weimar angepasst werden. Der Veranstalter habe mit der Stadtverwaltung Kontakt aufgenommen und angekündigt, dass man an einer neuen Streckenführung arbeite, sagte eine Stadtsprecherin am Donnerstag.

Wie diese aussehen soll, blieb zunächst offen. Das Straßenradrennen solle somit aber nicht mehr über die sogenannte »Blutstraße« entlang der KZ-Gedenkstätte Buchenwald führen, hieß es.

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Zuvor hatte es unter anderem von der Gedenkstätte scharfe Kritik an der Planung der Route über das Gelände auf dem Ettersberg gegeben. »Buchenwald ist keine sportliche Herausforderung, sondern ein Ort des Gedenkens an die Opfer und der historischen Reflexion«, sagte ihr Leiter Jens-Christian Wagner. Nach Gesprächen mit den Tour-Verantwortlichen war zunächst eine in der Gedenkstätte geplante Bergwertung gestrichen worden.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland war ebenso empört wie fassungslos angesichts der Pläne des Sportveranstalters. Zentralratspräsident Josef Schuster: »Bei der Planung der Strecke haben sowohl Verantwortliche der Stadt Weimar als auch der Veranstalter jegliches Gespür für die Geschichte vermissen lassen.«

Die Stadt selbst sei »nur peripher« an der Planung beteiligt und biete nur die Kulisse für die Tour, sagte die Sprecherin. Man kümmere sich ausschließlich um Verkehrsumleitungen und Straßensperrungen. Trotzdem sei es auch der Stadt wichtig, dass die Pietät gewahrt werde.

Der Veranstalter hatte den Streckenverlauf bisher verteidigt.

Bereits vor mehreren Monaten habe man daher den Veranstalter mit Blick auf die Planung gebeten, frühzeitig Kontakt zur Gedenkstätte aufzunehmen. Dass nun nach ersten Anpassungen die »Blutstraße«, die laut Stadt als Teil des Gedenkstätten-Ensembles zu verstehen ist - komplett aus der Routenführung der zweiten Etappe der Tour genommen werde, begrüße und unterstütze man.

Der Veranstalter hatte den Streckenverlauf bisher verteidigt: Die Strecke sei seit langem geplant und behördlich besprochen und führe über öffentliche Straßen. Zu den laut der Stadtsprecherin geplanten Änderungen wollte man sich zunächst nicht äußern. Die Deutschland-Tour der Radprofis soll vom 26. bis 29. August von der Ostsee unter anderem über Thüringen nach Franken führen.

In das Konzentrationslager auf dem Ettersberg bei Weimar hatten die Nazis zwischen 1937 und 1945 mehr als eine Viertelmillion Menschen aus verschiedenen Ländern verschleppt. Rund 56.000 Menschen wurden ermordet oder starben an Folter, Hunger oder Zwangsarbeit. Die sogenannte »Blutstraße« ist eine von Häftlingen bis 1939 in Zwangsarbeit ausgebaute Zufahrtsstraße zum Lager. dpa

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