Die Absage einer Veranstaltung an der Universität Leipzig mit dem israelischen Historiker Benny Morris sorgt weiter für Kritik. Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland mit Sitz in Köln erklärte am Mittwoch, es sei »beschämend zu sehen, wie schnell inzwischen eine akademische Einrichtung in Deutschland vor aggressivem antiisraelischem und antisemitischem Aktivismus einknickt«. Notwendig sei vielmehr, »entschieden die Freiheit der Lehre und Wissenschaft zu verteidigen«.
Wenn das »Nie wieder« nach der NS-Zeit wirklich ernsthaft gelebt werden solle, müsse gerade jungen Menschen in Bildungseinrichtungen eine Diskursfähigkeit vermittelt werden, hieß es. Dem Lärm der Straße und aggressiven Aktivisten nachzugeben, statt verfassungsmäßig verbrieftes Recht zu schützen und zu verteidigen, sei ein »alarmierendes Signal« und bedrohe Freiheit und Demokratie.
Die theologische Fakultät der Universität Leipzig hatte vor wenigen Tagen einen für Donnerstag geplanten Vortrag mit Morris abgesagt. Der Historiker sollte im Rahmen einer Ringvorlesung zu Krieg und Dschihad mit Bezug zur Staatsgründung Israels 1948 sprechen.
Die Fakultät begründete die Ausladung unter anderem mit angekündigten Störaktionen und der Sorge um die Sicherheit der Gäste.
Zudem warf sie Morris Ansichten vor, »die teilweise als verletzend und sogar rassistisch gelesen werden können«.
Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland vereint nach eigenen Angaben 55 Mitglieder. Zum Vorstand gehört unter anderem der sächsische Landesrabbiner Zsolt Balla aus Leipzig. epd