Analyse

Psychologe Mansour gegen Tabuisierung von Debatten

Ahmad Mansour Foto: picture alliance / Hasan Bratic

Der Psychologe und Autor Ahmad Mansour wendet sich gegen eine Tabuisierung von Debatten. Die sei nicht hilfreich, auch nicht im Vorgehen gegen Rechtsextremismus, sagte Mansour in einer neuen Folge eines Podcasts mit Gastgeber Felix Klein, dem Beauftragten der Bundesregierung gegen Antisemitismus. »Demokratie tut weh«, so Mansour mit Blick auf unterschiedliche Meinungen. Er sprach sich gegen eine Verengung aus: Tatsachen müssten beim Namen genannt werden. Zugleich sei eine differenzierte Ausdrucksweise nötig.

Der 7. Oktober mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel habe vieles auch in Deutschland infrage gestellt. So müssten sich diejenigen, die sich in der Arbeit gegen Antisemitismus engagierten, fragen, ob es vielleicht andere Methoden brauche. Er selbst habe seine eigene Arbeit bisher meist offline geleistet, wolle sie aber nun auch online machen und die Menschen in Sozialen Medien zum Nachdenken bringen, so Mansour, der auch mit Schülerinnen und Schülern arbeitet.

»Digitale Sozialarbeit«

Es sei ein Problem, dass junge Menschen über Soziale Medien kaum differenzierte Betrachtungen über den 7. Oktober bekämen. Daher brauche es »Gegennarrative«, sagte Mansour. »Heute muss der Kampf gegen Antisemitismus digitalisiert werden.« Das bedeute, dass zum Beispiel mehr Medienkompetenz vermitteln werden müsse, auch sei eine »digitale Sozialarbeit« nötig. Auf der Plattform TikTok etwa seien radikale Kräfte unterwegs, weswegen dagegen etwas getan werden müsse.

Für diese Kräfte und auch Populisten sei es in Sozialen Medien einfacher, weil sie auf Schwarz-Weiß-Bilder und Emotionen setzten. Wenn demokratisch gesinnte Personen etwas erklären wollten, bräuchten sie mehr Zeichen. »Unsere Aufgabe als Demokraten ist viel schwieriger, aber wir müssen sie betreiben.« Schließlich seien junge Menschen mehrere Stunden pro Tag im digitalen Raum unterwegs.

Rolle von Moscheen

In der realen Welt müsse in Moscheen darauf gedrungen werden, das Existenzrecht Israels nicht infrage zu stellen - auch wenn man Israel kritisieren, gegen den Krieg im Gazastreifen als Folge des 7. Oktober sein und den Tod Unbeteiligter betrauern könne. Das Vorgehen gegen Antisemitismus müsse hierzulande mit »abertausenden Muslimen« geführt werden, mit Nachbarn, Kolleginnen und Schülern, die mit Judenhass gar nichts anfangen könnten. Dies werde zugunsten der Islamverbände oft vergessen. Mansour: »Es gibt andere Partner in Deutschland.« kna

Migrationsdebatte

Oberrabbiner kritisiert Papst

Der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz wirft dem Oberhaupt der katholischen Kirche eine sehr einseitige Haltung bei der Zuwanderung vor

 24.09.2024

Antisemitismus-Forschung

Wie Europa im Mittelalter antisemitisch wurde

Donald Trump hat ausgerechnet bei einem Event gegen Antisemitismus angedeutet, die Juden seien schuld, wenn er die Wahl verliere. Was hat Antisemitismus von heute mit dem Mittelalter zu tun?

von Christiane Laudage  24.09.2024

US-Wahlkampf

Trump: Schimpftiraden gegen jüdische Wähler der Demokraten

Nur gut zwei Prozent der US-Bevölkerung sind jüdischen Glaubens. Trotzdem erklärt Donald Trump diese Gruppe für wahlentscheidend. Juden, die nicht für ihn stimmen, nennt er »illoyal« und erklärt sie gar für verrückt

von Bernd Tenhage  24.09.2024

Umfrage

Judenhass in NRW nimmt alarmierende Ausmaße an

Bei AfD- und BSW-Anhängern ist der Anteil antisemitischer Einstellungen auffallend hoch

 24.09.2024

Berlin

Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Lahav Shapiras Angreifer

Im Februar wurde der jüdische Student schwer verletzt

 24.09.2024

Berlin

Gewalt bei Pro-Terror-Demo in Neukölln

Die Bilanz: zehn Festnahmen und acht Strafermittlungsverfahren

von Imanuel Marcus  24.09.2024

Vereinte Nationen

Auswärtiges Amt rechtfertigt Enthaltung bei Israel-Resolution

In der Resolution wird ein Waffenembargo gegen Israel gefordert

von Michael Thaidigsmann  24.09.2024

Berlin

Antisemitismusbeauftragter verurteilt Farbattacke auf Chialo-Haus

Straftaten israelfeindlicher Gruppen gefährdeten die Demokratie, sagt Felix Klein

 24.09.2024

In eigener Sache

Philipp Peyman Engel erhält Ricarda-Huch-Preis

Die Ehrung wird heute in Darmstadt übergeben. Die Laudatio hält »FAZ«-Herausgeber Jürgen Kaube

 24.09.2024