KZ Sachsenhausen

Prozess gegen KZ-Wachmann wird verlängert

Prozess gegen einen früheren SS-Wachmann des Konzentrationslagers Sachsenhausen Foto: picture alliance/dpa

Der NS-Prozess gegen einen früheren SS-Wachmann des Konzentrationslagers Sachsenhausen wird bis Ende März 2022 verlängert. Es sei unter anderem geplant, zusätzliche Zeugen zu hören, darunter voraussichtlich auch drei weitere Überlebende des Konzentrationslagers, sagte der Vorsitzende Richter der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Neuruppin, Udo Lechtermann, am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Bislang waren 20 Verhandlungstage bis Anfang Januar vorgesehen. Nun wurden zwölf weitere Termine vom 27. Januar bis zum 25. März anberaumt. (AZ: 11 Ks 4/21)

BEIHILFE Die Staatsanwaltschaft wirft dem 101-jährigen Angeklagten Josef S. aus Brandenburg Beihilfe zum Mord in mindestens 3.518 Fällen vor. In dem Verfahren geht es unter anderem um die Erschießung sowjetischer Kriegsgefangener, die Ermordung von Häftlingen durch den Einsatz von Giftgas und allgemein um die Tötung von Häftlingen durch die Schaffung und Aufrechterhaltung lebensfeindlicher Bedingungen. Das Strafmaß liegt zwischen 3 und 15 Jahren.

Der Prozess wurde am 7. Oktober eröffnet. Das Landgericht Neuruppin hat die Verhandlung nach Brandenburg an der Havel verlegt, damit sie in der Nähe des Wohnortes des Angeklagten stattfindet.

Den Ermittlungen zufolge hat der Angeklagte von 1941 bis 1945 im KZ Sachsenhausen als SS-Wachmann gearbeitet.

Am 15. Verhandlungstag am Donnerstag setzte der historische Sachverständige Stefan Hördler den Vortrag seines Gutachtens zum KZ Sachsenhausen und dessen SS-Personal fort. Josef S. war dort der Anklage zufolge in mehreren SS-Kompanien unter anderem als Rottenführer im Einsatz.

AUSBILDUNG Den Ausführungen von Hördler zufolge liegt unter anderem nahe, dass S. auch an der Ausbildung von Wachpersonal beteiligt war. Er habe zu den Mitgliedern des Wachbataillons gehört, die dort besonders lange im Dienst waren, sagte der Historiker.

Der Angeklagte habe zu den »bewährten Kommandoangehörigen« gehört, denen auch die Gewaltriten im Konzentrationslager bekannt gewesen sein müssen. Die Beförderung zum SS-Rottenführer sei ohne gute Beurteilung unwahrscheinlich gewesen.

Nebenklageanwalt Thomas Walther sagte dem epd, die Zugehörigkeit von S. zur ersten Kompanie des Wachbataillons von Sachsenhausen deute stark darauf hin, dass er zu einer Einheit gehörte, die aus sehr erfahrenen Wachleuten bestand, die auch jederzeit zu sogenannten Sonderaufgaben bereit gewesen seien. Verschiedenes spreche dafür, dass er »ein herausgehobener Wachmann« mit Erfahrung in dem Bereich gewesen sei, »der mit der Vernichtung von Menschenleben in enger Verbindung steht«.

Der Angeklagte bestreitet bislang, Wachmann in Sachsenhausen gewesen zu sein.

Im KZ Sachsenhausen waren von 1936 bis 1945 mehr als 200.000 Menschen inhaftiert. Zehntausende von ihnen wurden ermordet oder kamen auf andere Weise ums Leben.

Den Ermittlungen zufolge hat der Angeklagte in der Zeit zwischen dem 23. Oktober 1941 und dem 18. Februar 1945 im KZ Sachsenhausen als SS-Wachmann gearbeitet, zuletzt vom 6. Dezember 1944 bis zum 18. Februar 1945 in der ersten Kompanie.

Im Zuge der Ermittlungen wurden unter anderem Dokumente aus der Gedenkstätte Sachsenhausen, dem Bundesarchiv in Berlin und der Stasi-Unterlagenbehörde ausgewertet und drei KZ-Überlebende als Zeugen vernommen. Der in Litauen geborene S. bestreitet bislang, Wachmann in Sachsenhausen gewesen zu sein.

Saba Farzan

Keine Geschäfte mit den Mullahs

Es ist nicht die alleinige Verantwortung der deutschen Unternehmen, aus dem Iran-Handel auszusteigen, sondern auch eine Pflicht der Politik, andere Märkte zu öffnen

von Saba Farzan  07.09.2024

Bayern

Anschlag von München: Ermittler geben bislang unbekannte Details bekannt

Nach dem mutmaßlichen Terroranschlag von München werden weitere Details bekannt - so war wohl nicht nur das israelische Konsulat sein Ziel

 06.09.2024

Baden-Württemberg

Angriff auf Touristin wegen Israel-T-Shirt: Mann in Haft 

In Heidelberg wird eine Touristin angegriffen. Auslöser soll ihr T-Shirt sein, schätzt die Polizei. Darauf fordert sie die Freilassung der israelischen Geiseln. Nun gibt es einen Verdächtigen

 06.09.2024

Islamismus

Schütze von München war laut Vater psychisch auffällig 

Wer war der junge bewaffnete Mann, der in München in einem Schusswechsel mit der Polizei starb? Jetzt spricht der Vater des Attentäters

 06.09.2024

Einspruch

Wer mordet, will keinen Deal

Philipp Peyman Engel erinnert daran, dass nicht die israelische Regierung, sondern die Hamas sechs israelische Geiseln umgebracht hat

von Philipp Peyman Engel  06.09.2024 Aktualisiert

Meinung

Palästina-Aktivisten sind keine Streiter für Kunstfreiheit

In Dortmund störten sie eine Veranstaltung, auf der ein Film über die Massaker der Hamas gezeigt werden sollte

von Stefan Laurin  06.09.2024

Meinung

Der Westen und die Palästinenser

Warum fließen weiter Milliarden an Hilfsgeldern, ohne dass sich etwas zum Besseren wendet, fragt sich unser Gastautor

von Jacques Abramowicz  06.09.2024

München

Schüsse aufs Konsulat: Bayern will Präventionskonzepte prüfen

Für eine Verschärfung des Sicherheitskonzepts des Münchner Oktoberfestes sieht Herrmann hingegen keinen Anlass

 06.09.2024

Potsdam/Berlin

Neue Stiftung für Ausbildung von Rabbinern nimmt Arbeit auf

Zentralratspräsident Schuster: »Die neue Ausbildung öffnet wichtige internationale Horizonte und Netzwerke innerhalb des liberalen und konservativen Judentums«

von Yvonne Jennerjahn  06.09.2024 Aktualisiert