Unter großem Medienandrang und begleitet von Protesten ist der Göttinger Friedenspreis 2019 am Samstag an den Verein »Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost« vergeben worden. Vor dem Gebäude demonstrierten mehr als 100 Menschen gegen den Preisträger.
Die Vergabe des Göttinger Friedenspreises war schon vorab heftig umstritten. Unter anderen hatten der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, den Verein scharf kritisiert und das mit seiner Nähe zur antisemitischen und israelfeindlichen Boykott-Kampagne BDS (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen) begründet. Die BDS-Bewegung ruft immer wieder zu allumfassenden Boykott‐Aktionen gegen den jüdischen Staat auf.
»Die Auszeichnung ist für die jüdische Gemeinschaft ein Schlag ins Gesicht», betonte der Zentralrat der Juden.
ANTISEMITISCH «BDS ist keine Bewegung, deren Kritik sich an der Politik der israelischen Regierung entzündet», erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster. Die Boykotte richteten sich vielmehr gegen alle in Israel lebenden Menschen. Die Stoßrichtung der BDS‐Bewegung sei «unzweifelhaft antisemitisch».
«Die Auszeichnung einer Initiative, die eine gegen Juden gerichtete Boykott‐Initiative unterstützt, ist nicht nur des Göttinger Friedenspreises unwürdig, es ist darüber hinaus ein Schlag ins Gesicht der gesamten jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und Israel», so Schuster weiter.
Das »Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus« sagte: «Wir halten diese Preisvergabe an eine dediziert antiisraelische und antizionistische Organisation für untragbar.» Wegen der Vorwürfe zogen zudem die Universität, die Stadt und die Sparkasse in Göttingen ihre Unterstützung für die Preisverleihung zurück.
Die Verleihfeier konnte deshalb nicht wie sonst in der Aula der Hochschule stattfinden. Sie wurde in einer privaten Galerie veranstaltet. Wegen des großen öffentlichen Interesses wurde die Feier in zwei weitere Gebäude übertragen.
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VORWÜRFE Die deutsch-israelische Sängerin und Schauspielerin Nirit Sommerfeld wies in ihrer Laudatio vor mehr als 400 Zuhörern den Antisemitismusvorwurf gegen die »Jüdische Stimme« zurück. Der Verein distanziere sich in seinem Manifest »eindeutig von jeder Form von Gewalt, von Antisemitismus, Anti-Islamismus und jeder anderen Form von Rassismus«.
Wegen der Vorwürfe hatten die Universität, die Stadt und die Sparkasse ihre Unterstützung zurückgezogen.
Die Vorsitzende der »Jüdischen Stimme«, Iris Hefets, bezeichnete es als »große Ehre«, den Friedenspreis zu erhalten. «Wir sind wahrscheinlich der einzige Preisträger, der sich bei der Benachrichtigung über die Preisverleihung sehr freute, gleichzeitig aber schon wusste, dass er sich warm anziehen muss«, betonte Hefets. Sie hätten aber auch viel Unterstützung und Anerkennung erfahren: «Wir wurden nicht allein gelassen und wissen das sehr zu schätzen.» epd/ja