Am 78. Jahrestag des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler haben Bundesregierung und Berliner Senat die Widerstandsbewegung gegen das NS-Regime gewürdigt. Die Frauen und Männer um den Wehrmachtsoffizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg hätten ihr Leben riskiert, um Hitlers Regime zu stürzen, schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch auf Twitter. »Ihr Opfer verpflichtet uns, stets für die Demokratie einzustehen.« Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz schrieb ebenfalls auf Twitter: »Der heutige Tag mahnt uns, zu unseren Werten zu stehen.«
Feierstunde Auch Berlins Kultursenator Klaus Lederer erinnerte bei einer Feierstunde in der Gedenkstätte Plötzensee an die Verletzlichkeit der Demokratie. »Der Auftrag an uns alle, Verantwortung für unsere Demokratie zu übernehmen, gehört zu den immerwährenden Lehren aus der NS-Diktatur.« Der Linken-Politiker mahnte stetige Wachsamkeit gegenüber demokratiefeindlichen Tendenzen an. »Wir müssen uns immer wieder bewusst mit dem Zustand unserer Demokratie auseinandersetzen. Müssen reagieren, wenn sie unter Druck gerät, und mit geradem Rücken für sie streiten.«
Der Linken-Politiker Klaus Lederer mahnte stetige Wachsamkeit gegenüber demokratiefeindlichen Tendenzen an.
Dabei könne es nicht nur um Deutschland gehen. »Gerade in den Zeiten des Angriffskrieges von Präsident Putin auf die Ukraine rückt ins Bewusstsein, dass Demokratie und Frieden auch in Europa nicht selbstverständlich sind.« Der Angriff Russlands auf das Land sei auch ein Angriff auf die Idee eines freien und demokratischen Europa.
Wirtschaftsstaatssekretärin Anja Hajduk sprach bei der Veranstaltung für die Bundesregierung. Der 20. Juli sei ein Feiertag derjenigen, die die Kraft und den Mut aufgebracht hätten, Zeichen gegen Unfreiheit und Gewalt zu setzen und ihrem moralischen Kompass zu folgen. »Und derjenigen, die die innere Stärke aufgebracht haben, ihre ideologische Verblendung abzulegen, wie viele Offiziere des 20. Juli«, sagte die Grünen-Politikerin.
»Gerade weil Stauffenberg und andere Mitglieder des konservativen Widerstands anfangs dem Nationalsozialismus folgten, ist ihr Versuch, der Diktatur ein Ende zu setzen, so bemerkenswert. Sie waren Jedermänner des Deutschlands ihrer Zeit«, sagte Hajduk. Aber das relativiere ihre Tat nicht, im Gegenteil. »Es macht sie zu einem ermutigenden Zeichen dafür, dass Menschen sich aus den ideologischen Irrwegen ihrer Zeit befreien können.«
widerstand Am 20. Juli 1944 hatten Wehrmachtsoffiziere um Stauffenberg vergeblich versucht, Hitler mit einer Bombe zu töten und den Krieg zu beenden. Stauffenberg und einige Mitverschwörer wurden noch am Abend des Attentats im Innenhof des Bendlerblocks erschossen. In den folgenden Wochen und Monaten richteten die Nazis rund 90 weitere Beteiligte und Unterstützer in Plötzensee hin.
Die belarussische Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja zog Parallelen zu dem Widerstand gegen Machthaber Alexander Lukaschenko.
Die belarussische Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja zog bei ihrer Rede in der Gedenkstätte Parallelen zwischen dem Widerstand gegen Hitler und dem Widerstand in ihrem autoritär regierten Heimatland gegen Machthaber Alexander Lukaschenko. Ganz Belarus sei ein Gefängnis, sagte sie. Das Regime gehe brutaler als jemals zuvor gegen jedes Aufbegehren vor. Dennoch hätten Menschen den Mut dazu. »Mut ist zeitlos und kennt keine Grenzen.«
Am Abend sollten am Bendlerblock, dem Berliner Dienstsitz des Verteidigungsministeriums, 400 Bundeswehr-Rekrutinnen und -Rekruten ihr feierliches Gelöbnis ablegen. Zur Vereidigung der jungen Soldaten wurden unter anderem Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (beide SPD) erwartet. dpa