Auch 2013 hat das Simon Wiesenthal Center in Los Angeles auf einer Pressekonferenz seine Liste mit den zehn schlimmsten antisemitischen Äußerungen des Jahres vorgestellt. Und auch dieses Jahr wieder findet man unter jenen, die diese antisemitischen Äußerungen getan haben, Muslime und Juden, Europäer und Amerikaner, Weiße und Schwarze, Privatpersonen und Organisationen.
Den ersten Platz belegt Ali Chamenei, der Vorsitzende des islamischen Wächterrats, also die höchste geistliche und politische Autorität in der »Islamischen Republik Iran«, mit seiner Äußerung, Israel sei der »tollwütige Hund« im Nahen Osten. Chamenei sagte außerdem, die führenden israelischen Politiker sähen aus wie Tiere und könnten überhaupt nicht menschlich genannt werden.
Erdogan Zweiter Platz: der türkische Ministerpräsident Recip Erdogan. Gleich zweimal beschuldigte er die Juden, die er als »die Zinslobby« bezeichnete, sie schürten in seinem Leben den Aufruhr: bei den Demonstrationen im Gezi-Park und bei den jüngsten Korruptionsskandalen, die mehrere seiner Minister ihr Amt kosteten.
Den dritten Platz erkannte das Simon Wisenthal Center Richard Falk zu, dem Sondergesandten des Uno-Menschenrechtsrates für die palästinensischen Autonomiegebiete. Falk behauptete, Israel hege völkermörderische Gelüste gegen die Palästinenser, erinnere überhaupt an Nazideutschland, und rechtfertigte im Übrigen palästinensische Selbstmordattentate.
Vierter Platz: Äußerungen all jener Organisationen, die sich unter dem Banner »Boycott of, Divestment from and Sanctions against Israel« (BDS) zusammengeschlossen haben, also Israel als einen Pariastaat betrachten.
Den fünften Platz belegt die faschistische Jobbik-Partei in Ungarn.
Sechster Platz: die Behauptung, Hitler sei ein Held gewesen – eine Behauptung, die von verschiedenen muslimischen Klerikern aufgestellt wird, etwa Scheich Jussuf al-Karadawi, dem theologischen Stichwortgeber der Muslimbrüder in Ägypten.
Cartoons Siebtens: Cartoons, auf denen Israel verteufelt wird. Darunter fallen auch zwei deutsche Publikationen, nämlich die Badische Zeitung und die Stuttgarter Zeitung, die Cartoons von Benjamin Netankahu abbildeten.
Achter Platz: der winzige Schulbezirk Pine Bush, der im Norden des Bundesstaates New York liegt. Jüdische Schüler mussten dort antisemitische Beleidigungen erdulden, und als ihre Eltern die Schulen verklagten, bekamen sie zu hören, sie sollten sich doch bitte nicht so anstellen.
Den neunten Platz müssen sich zwei amerikanische Autoren teilen. Einerseits ist da Alice Walker, die vor mehr als einem Vierteljahrhundert einen Roman herausbrachte – Die Farbe Lila –, der von Steven Spielberg verfilmt wurde. Ihr jüngster Traktat aber besteht laut Simon Wiesenthal Center zu ungefähr 25 Prozent aus Giftattacken gegen den jüdischen Staat. Nicht minder feindlich gibt sich Max Blumenthal in seinem Buch Goliath, in dem die Israelis nur »Judaeo-Nazis« genannt werden.
Schließlich und zehntens nennt das Simon Wiesenthal Center dann noch verschiedene europäische Sportplätze, vor allem Fußballfelder, auf denen im vergangenen Jahr antisemitische Parolen gebrüllt und Arme zum Hitlergruß gereckt wurden.
Antisemitsmus Man kann den Sinn solcher Listen bezweifeln. Hartnäckige Antisemiten sind wahrscheinlich sogar stolz, dass sie darauf gelandet sind; anderen, wie dem Führer des iranischen Wächterrats, dürften sie ziemlich egal sein. Allerdings gibt es außer Judenfeinden auch noch arglose Leute, die keine Ahnung haben, wie weit verbreitet das Problem heute ist. Ihnen könnte eine solche Liste womöglich die Augen öffnen, dass Hass auf Juden nicht nur von winzigen neofaschistischen Grüppchen geschürt und gepflegt wird. Sie könnten auch lernen, dass Juden – siehe die Plätze drei und neun – keineswegs vor Antisemitismus gefeit sind.
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