Polens Präsident Andrzej Duda hat den Bau des geplanten Gedenkorts für polnische NS-Opfer bis spätestens 2024 eingefordert. »Ich möchte gerne, dass wir gemeinsam (...) so ein Denkmal nicht später als 2024 enthüllen, zum 85. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs«, sagte Duda am Donnerstag beim Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Warschau.
Der Bundespräsident war anlässlich des 30. Jahrestag der Unterzeichnung des Nachbarschaftsvertrags am 17. Juni 1991 nach Polen gereist.
Ende Oktober hatte sich der Bundestag dafür ausgesprochen, dass es neben dem geplanten Dokumentationszentrum zur Erinnerung an die NS-Besatzungspolitik in Europa einen eigenen Gedenkort für polnische Opfer gibt. Über den Standort gibt es noch Diskussionen.
Der deutsche Überfall auf Polen 1939 war der Beginn des Zweiten Weltkriegs mit mindestens 55 Millionen Toten - andere Schätzungen kommen auf bis zu 80 Millionen. Genaue Zahlen gibt es nicht. Allein in Polen kamen nach Schätzungen bis zu sechs Millionen Menschen ums Leben.
Duda sagte, die Aussöhnung zwischen Polen und Deutschland müsse weiterhin eine gemeinsame, beständige Aufgabe sein. Nötig seien dafür aber auch konkrete Handlungen. So müsse man zum Dialog über die Verluste geraubter Kulturgüter zurückkehren. Aus polnischer Sicht gebe es zudem eine »Asymmetrie« beim Umgang mit der deutschen Minderheit in Polen und polnischstämmigen Menschen in Deutschland. Aus polnischer Sicht sei es nicht richtig, dass diese Gruppe, die rund zwei Millionen Menschen umfasse, in Deutschland nicht den Status einer Minderheit habe, so Duda.
Der deutsch-polnische Nachbarschaftsvertrag war nach dem Ende des Kalten Krieges am 17. Juni 1991 geschlossen worden. Das Dokument schrieb unter anderem die Unantastbarkeit der Grenzen fest. Es regelt auch die Rechte der deutschen Minderheit in Polen und der polnischstämmigen Deutschen. Der Vertrag sicherte Polen darüber hinaus deutsche Unterstützung bei der Annäherung an die EU zu, der das Land dann 2004 beitrat. dpa