Die umstrittene Veranstaltung »Den Schmerz der anderen begreifen« ist erneut verschoben worden. Am Freitag veröffentlichte das Goethe-Institut die Meldung, dass es gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung die Podiumsdiskussion auf einen späteren Zeitpunkt verlegt habe.
»Das Datum der ursprünglich für den 9. November in Tel Aviv geplanten Veranstaltung ›Den Schmerz der anderen begreifen‹ war sehr unglücklich gewählt und wurde korrigiert.« Anlässlich einer aktuellen Publikation der Journalistin Charlotte Wiedemann sollten Erfahrungen des Holocaust und der »Nakba« der Palästinenser diskutiert werden. Nach heftigen Protesten gegen diese Veranstaltung am Jahrestag der Pogromnacht von 1938 sollte sie nun am kommenden Sonntag stattfinden.
diskussionsklima Im Vorfeld der Veranstaltung habe sich in Deutschland und Israel zunehmend ein Diskussionsklima entwickelt, das deren sachgerechte Durchführung unmöglich macht, heißt es nun in der Meldung des Goethe-Instituts: »Es muss mit massiven Störungen gerechnet werden, die Sicherheit der Podiumsdiskussion ist vor diesem Hintergrund leider nicht zu gewährleisten.« Das wichtige Thema der Erinnerungskultur könne so nicht in angemessener Weise behandelt werden.
Jetzt werde gemeinsam mit einer Vielzahl von Diskursbeteiligten über die Neukonzeptionierung nachgedacht. »Wir bedauern sehr, dass die von uns geplante Veranstaltung bereits vor ihrer Durchführung in einem Maße der öffentlichen Kritik ausgesetzt war, dass ihre erneute Verschiebung unumgänglich wurde.«
zentralrat Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte unserer Zeitung, dass die Veranstaltung »bereits in ihrer Anlage und der Verwendung von Begrifflichkeiten komplett verfehlt« gewesen sei. Institutionen, die überwiegend aus dem deutschen Bundeshaushalt finanziert werden, dürften kein Ort der Relativierung und Trivialisierung der Schoa sein. »Die ursprüngliche Terminierung auf den 9. November war hingegen nichts anderes als eine riesige Provokation für die jüdische Welt«, so Schuster. »Die Verschiebung der Verschiebung, die erst nach massiven Protesten erfolgte, kann nur eine endgültige Absage sein.«
»Die ursprüngliche Terminierung auf den 9. November war nichts anderes als eine riesige Provokation für die jüdische Welt.«
Zentralratspräsident Josef Schuster
Am Vormittag hatte sich auch der israelische Botschafter Ron Prosor nochmals zu dem Vorgang geäußert. Bei einem Termin im Bundesfinanzministerium in Berlin stellte er klar, dass es keinen Vergleich eines anderen historischen Ereignisses mit dem Holocaust geben könne. »Die Veranstaltung sollte daher nicht stattfinden. Nicht am Sonntag und auch nicht an einem anderen Tag.« ja