Christlich-jüdischer Dialog

Plakative Botschaft

Ulrich Kastner, evangelischer Pfarrer in Berlin, gibt gleich zu Beginn der Pressekonferenz preis, dass er seinen Konfirmanden gern eine »etwas fiese Frage« stellt: »Welche Religion hatte Jesus, evangelisch oder katholisch?‹ Die Antwort darauf sei natürlich, so Kastner: »Er war Jude – genau wie Maria und Josef, seine irdischen Eltern, die bald wieder als Krippenfiguren unter den Weihnachtsbäumen stehen.« Diese einzigartige Beziehung zwischen Juden und Christen wolle man deutlich machen. »Auch als Kirche müssen wir Stellung beziehen«, findet Kastner.

BOTSCHAFT Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, stellt klar: »Antisemitismus ist Sünde und widerspricht allem, wofür das Christentum steht.« Und auch der katholische Bischof von Erfurt, Ulrich Neymeyr, betont, die Juden seien das von Gott geliebte Volk. Dieses im Neuen Testament von Paulus ausgegebene Paradigma gelte auch heute noch. »Juden und Christen gehören zusammen, diese Botschaft wollen wir in die Gesellschaft bringen«, sagte Neymeyr.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Mit einer bundesweiten Plakatkampagne wollen die beiden großen Kirchen ab Januar 2021 bei ihren Mitgliedern für ein stärkeres Miteinander zwischen Christen und Juden werben. Die Initiative unter dem Thema »#beziehungsweise: jüdisch und christlich –näher als du denkst« wurde am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in der Berliner Parochial­Kirche vorgestellt.

KANTEN Mit Plakaten sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen jüdischen und christlichen Feiertagen thematisiert werden. Sie sollen in Schaukästen in den religiösen Gemeinden aufgehängt werden. Insgesamt 13 Motive soll es zunächst geben, jeden Monat eines. Daneben ist ein Begleitprogramm mit Predigtreihen, religionspädagogischen Projekten und Podiumsveranstaltungen geplant, um den Dialog zu vertiefen.

Die Kampagne geht aus einer Initiative der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hervor und wird nun von der Deutschen Bischofskonferenz und der EKD auf ganz Deutschland ausgeweitet.

Der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland, Rabbiner Andreas Nachama, sprach von einem »wunderbaren Versuch«, über die Plakate ein christlich-jüdisches Gespräch zu ermöglichen. Dabei begrüßte er es, dass »nicht alles weggeschliffen wurde, was an Kanten und Unterschiedlichkeiten stehen bleibt, und wir uns für das interessieren, was den anderen etwa zur gleichen Zeit auch bewegt«.

JUBILÄUM Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte, es sei wichtig, das Bewusstsein dafür zu wecken, dass alle in der Gesellschaft Verantwortung beim Kampf gegen den Antisemitismus übernehmen müssten. Dabei verwies er auf das Jubiläum von 1.700 Jahren Judentum in Deutschland im kommenden Jahr. Aus diesem Anlass wolle man auch das jüdische Leben in Deutschland bekannter machen. Die beiden großen Kirchen in Deutschland wollen mit einer Plakatkampagne auf Gemeinsamkeiten zwischen Christentum und Judentum aufmerksam machen, so Klein.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

KARNEVAL Volker Beck hatte bei der Pressekonferenz in der Parochial-Kirche eine Ratsche dabei. Der Lehrbeauftragte und ehemalige Bundestagsabgeordnete aus Köln sprach nur wenige Minuten nach dem offiziellen Beginn der närrischen Jahreszeit um 11.11 Uhr. Er wies auf Gemeinsamkeiten zwischen dem Purim-Fest der Juden und dem Karneval hin. Auch damit beschäftigt sich eines der 13 Motivplakate der Kampagne.

»Purim und Karneval sind zwei Feste, bei denen die Ausgelassenheit und das Leben gefeiert wird,« sagte Beck. Doch es gebe Unterschiede. »Sie haben an der Oberfläche Ähnlichkeiten, feiern aber ganz verschiedene Dinge. Trotzdem ist der Karneval in einer ganz anderen Bedeutung unterwegs.« Wichtig sei es, so Beck, dass die Kampagne helfen, »vertrauter zu werden mit dem Unbekannten und sich selber darin zu erkennen«. mth/kna

UN-Vollversammlung

Zentralrat der Juden kritisiert Enthaltung Deutschlands

»Es ist im Auswärtigen Amt wohl Common Sense, sich immer dann rauszuhalten, wenn es um Israels Verteidigung geht«, betont ein Sprecher des Zentralrats

 19.09.2024 Aktualisiert

Meinung

Auf Deutschland kann sich der jüdische Staat nicht verlassen

Die Bundesregierung hat ein stilles Waffenembargo über Israel verhängt. Die Staatsräson ist damit zu einem leeren Versprechen geworden

von Remko Leemhuis  19.09.2024

Berlin

Kein Genehmigungsstopp für Rüstungsexporte nach Israel

Die Bundesregierung dementiert einen anderslautenden Medienbericht

 19.09.2024

Schach

Boykott ohne Folgen

Der Iraner Amin Tabatabaei spielt unter anderem für den FC Bayern München – gegen Israelis tritt er aber nicht an

von Martin Krauß  18.09.2024

Alon David

Berichtet über den Norden Israels!

Chefredakteure deutscher Medien fordern Zugang zum Gazastreifen. Über die Lage an der Grenze zum Libanon berichten ihre Reporter aber nur selten

von Alon David  18.09.2024

Großbritannien

Starmer macht Schoa zum Pflicht-Thema an Schulen

Die Schoa sei »eine Wahrheit, die wir nicht vergessen dürfen«, sagt Premier Keir Starmer

 18.09.2024

Presserat

»Universitäter«: »Bild«-Text fällt unter Meinungsfreiheit

Das Blatt hatte Wissenschaftler wegen ihres Schreibens »für Juden-Hass-Demos« kritisiert

 18.09.2024

Luftfahrt

Lufthansa und Air France setzen Flüge nach Israel aus

Grund ist eine »kurzfristige Veränderung der Sicherheitslage«

 18.09.2024

Meinung

Westjordanland: Ein Abzug wäre kein Beitrag zu einer friedlichen Lösung

Eine UNO-Resolution fordert Israel zur Räumung auf

von Benjamin Klein, Wolfgang Bock  17.09.2024