Geiseln in Gaza

Plakate für israelische Opfer werden immer wieder geschändet

Plakate der Geiseln in Gaza hängen in der Zentralen Synagoge der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin. Foto: picture alliance/dpa

Die Antisemitismus-Meldestelle Rias und Organisatoren von Plakataktionen für die Opfer des Hamas-Angriffs auf Israel beklagen die bundesweite Zerstörung dieser Plakate. »Dass Plakate abgerissen werden, auf denen von der Hamas entführte Geiseln und Ermordete abgebildet sind, ist schockierend und nur schwer zu ertragen«, sagte der Vorsitzende des Jungen Forums (JuFo) der deutsch-israelischen Gesellschaft, Constantin Ganß. Er hat mit anderen in Berlin eine Plakataktion zur Erinnerung an die Massaker der Islamisten vom 7. Oktober organisiert.

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) hat keine konkreten Zahlen solcher Zerstörungen - es sei aber ein bundesweites Phänomen, heißt es dort. Ein Blick in die sozialen Medien zeigt: Auch in anderen Staaten werden die Plakate regelmäßig geschändet.

»Oft bleibt es nicht nur bei abgerissenen Postern, sondern die Bilder der Entführten werden beschmiert und die Gewalt gegen sie geleugnet oder relativiert«, sagte der Sprecher des Rias-Bundesverbandes, Marco Siegmund, der Deutschen Presse-Agentur. »Wir betrachten diese Fälle als antisemitische Vorfälle, da sie das Gedenken an Jüdinnen und Juden stören und gleichzeitig der Terror und die antisemitische Gewalt der Hamas gutgeheißen wird.«

Niedrigstes Level an Empathie

Dass durch die Schändung der Poster das Massaker der Hamas gutgeheißen werde, findet auch Ganß von der JuFo. »Warum sonst sollte man nicht einmal im Stande sein, das niedrigste Level an Empathie gegenüber den Angehörigen und den Menschen in Israel zu zeigen?«

Meistens plakatieren Privatpersonen, die die Bilder über einen frei verfügbaren Link downloaden und selbst ausdrucken können, wie Ganß weiter sagte. Daher fehlen nach seinen Worten auch belastbare Zahlen dazu, wie viele Menschen regelmäßig plakatieren, wie viele Plakate aufgehängt wurden und wie viele bislang zerstört wurden. Die Berliner Polizei war in der vergangenen Woche kritisiert worden, weil Polizisten solche Plakate wegen des Verdachts der »unberechtigten Plakatierung« entfernt hatten.

Ein in Berlin lebender Israeli, Mickey, der mit einer weiteren Kampagne auf die Geiseln aufmerksam machen und nicht mit vollem Namen genannt werden will, sagt über die Schändungen: »Als jüdische Person weiß man, dass das passieren wird, und man ist nicht mehr überrascht und macht einfach weiter.« Ziel sei es, Aufmerksamkeit und Bewusstsein zu schaffen. »Es motiviert uns, noch einmal da zu kleben, wo die Plakate abgerissen wurden.« Ihn stärken auch die positiven Begegnungen. »Leute meiner Gruppe wurden von Fremden zum Beispiel zu Pizza und Bier eingeladen. Die Solidarität aus der breiten Gesellschaft registrieren wir.« dpa

Jüdische Journalisten

»Hochschulen dürfen kein rechtsfreier Raum werden«

Der Verband reagiert auf die Äußerungen von Bettina Völter, der Präsidentin der Alice-Salomon-Hochschule

 12.01.2025

Oded Horowitz

Düsseldorfs braunes Erbe

Beim Gedenken muss die Stadt konsequent sein

von Oded Horowitz  12.01.2025

Thüringen

KZ-Gedenkstätten prüfen Rückzug von der Plattform X 

Das von Elon Musk übernommene soziale Medium gefährde des Zusammenhalt demokratischer Gesellschaften

 11.01.2025

Riesa

Massive Proteste gegen AfD-Bundesparteitag 

Mehrere tausend Menschen sind seit dem frühen Samstagmorgen in der sächsischen Stadt gegen den AfD-Bundesparteitag auf die Straße gegangen

 11.01.2025

Nachruf

Keine halben Sachen

Die langjährige Israel-Korrespondentin der WELT, Christine Kensche, ist gestorben. Ein persönlicher Nachruf auf eine talentierte Reporterin und einen besonderen Menschen

von Silke Mülherr  10.01.2025

Meinung

Tiefpunkt für die Pressefreiheit

An der besetzten Alice Salomon Hochschule versuchte die Rektorin zusammen mit israelfeindlichen Aktivisten, die journalistische Berichterstattung zu verhindern

von Jörg Reichel  10.01.2025

Alice Salomon Hochschule

Nach Besetzung: Hochschulleitung soll Journalisten behindert haben

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union erhebt schwere Vorwürfe gegen die Leitung

 10.01.2025 Aktualisiert

Nachruf

Eine unabhängige Beobachterin mit Herzensbildung

WELT-Chefredakteur Jan Philipp Burgard nimmt Abschied von Israel-Korrespondentin Christine Kensche

von Jan Philipp Burgard  10.01.2025

Interview im "Playboy"

Marcel Reif: Antiisraelische Hetze bei Demos ist Judenhass

»Ich hätte mir gewünscht, dass der Rechtsstaat viel schneller und viel härter eingreift«, sagt der Sportkommentator

 10.01.2025