US-Präsident Joe Biden hat die geplante Neubesetzung des Botschafterpostens in Deutschland bestätigt: Die Politikwissenschaftlerin Amy Gutmann soll künftig die diplomatische Vertretung in Berlin leiten. Die 71-jährige Präsidentin der renommierten Pennsylvania University mit deutsch-jüdischen Wurzeln wäre die erste Frau auf dem Posten. Die am Freitag offiziell bekanntgegebene Personalie war bereits vor einigen Tagen durchgesickert. Gutmanns Nominierung muss vom US-Senat bestätigt werden, was noch einige Wochen oder sogar Monate dauern könnte.
Gutmann bezeichnete es als »bedeutsame und außerordentliche Ehre«, für solch eine »wichtige Position« nominiert zu sein. Sie freue sich darauf, die Werte und Interessen der Vereinigten Staaten gegenüber »einem unserer engsten und wichtigsten europäischen Verbündeten« zu vertreten. Bis zu einer Bestätigung durch den Senat werde sie ihr Amt als Universitätspräsidentin behalten. Sie plane weiterhin, den Posten nach 18 Jahren Ende Juni 2022 aufzugeben. Im Fall einer Bestätigung durch den Senat werde sie wohl einige Monate früher zurücktreten, fügte Gutmann hinzu.
Der diplomatischen Personalie wird große Bedeutung für den Neuanfang in den deutsch-amerikanischen Beziehungen beigemessen. Das Verhältnis beider Länder hatte unter Ex-Präsident Donald Trump einen Tiefpunkt erreicht.
Der Botschafterposten wurde zuletzt von Richard Grenell bekleidet und ist nun seit mehr als einem Jahr vakant. Grenell war von Trump entsandt worden, machte wiederholt mit scharfer Kritik an der deutschen Regierungspolitik von sich reden und trat schließlich Anfang Juni vergangenen Jahres zurück. Seitdem wird die Botschaft von der Gesandten Robin Quinville kommissarisch geführt.
Gutmanns Vater stammt aus dem bayerischen Feuchtwangen und flüchtete nach der Machtübernahme der Nazis in Deutschland 1934 mit seiner Familie zunächst nach Indien. Später zog er nach New York, wo er heiratete. Amy Gutmann wurde 1949 im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren, studierte später Politologie an der Elite-Universität Harvard und lehrte fast drei Jahrzehnte an einer weiteren Spitzen-Uni, Princeton in New Jersey, bevor sie nach Pennsylvania wechselte.
Als Wissenschaftlerin wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 2011 zählte sie das Magazin »Newsweek« zu den »150 Frauen, die die Welt bewegen«. Von der Zeitschrift »Fortune« wurde sie 2018 als eine der 50 größten Führungspersönlichkeiten der Welt eingestuft.