Ein Hooligan des FC Schalke 04 versucht derzeit, die gewaltbereiten Fans von Fußballvereinen in Nordrhein-Westfalen für eine Initiative zu gewinnen, die sich »Hooligans gegen Salafisten« nennt, abgekürzt »Ho.Ge.Sa.«.
Für diesen Sonntag hat die Initiative eine Demonstration vor dem Kölner Dom angekündigt. Das macht offensichtlich, dass es sich bei »Ho.Ge.Sa.« um ein Sammelbecken rechtsextremer Desperados handelt. Mit 1000 Teilnehmern, so die Schätzung der Polizei, könnte es die seit Langem größte rechtsextreme Demonstration im Westen Deutschlands werden, nachdem die Mobilisierungsfähigkeit der Bewegung in den vergangenen Jahren rapide gesunken war.
rechte parteien Der Schalke-Hooligan wirbt mit solchen Sätzen: »Überall hier machen die sich breit. Überall hier wird es Terroranschläge geben, Verstümmelungen, Köpfeabschneiden und den ganzen Kram.« Dass beide, Rechte und Islamisten, der Hass auf Juden eint, wird zurückgestellt. Vielmehr erhält »Ho.Ge.Sa.« die Unterstützung einschlägiger Parteien wie der islamfeindlichen »Pro NRW« oder der nationalsozialistisch eingefärbten Bewegungspartei »Die Rechte«.
Die halten sich mit ihrer öffentlichen Solidarisierung mit den Hooligans allerdings noch zurück, auch wenn einige ihrer Funktionäre von Anfang an bei ihnen mitmischen: Ein Ratsmitglied von »Pro NRW« aus Mönchengladbach hat die Demonstration in Köln angemeldet; auch für ein erstes Treffen mit 350 Gleichgesinnten im September in Dortmund gab er seinen Namen. Dort zeigten gleich mehrere »Rechte«-Funktionäre Präsenz, deren Partei personell ohnehin eng mit dem rechtsextremen Hooliganmilieu verbunden ist.
Seit dem vergangenen Jahr schmieden rechtsextreme Hooligans, die vor allem aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen kommen, im Verborgenen diese Allianz. Sie machen das virtuell, über ein verdecktes Internetforum. Unter dem Motto »Deutsche, die sich was trauen« erwuchs dort aus der islamfeindlichen Hetze der Entschluss, gemeinsam etwas zu unternehmen. Doch das Forum wurde gehackt und flog auf. Seither tragen diese gewaltbereiten Fußballfans ihren Protest auf die Straße, bislang freilich noch mäßig organisiert und ohne erkennbaren Plan.
gegner Der Sportsoziologe und Fanforscher Gunter A. Pilz aus Hannover fand dafür bereits den Begriff der »temporären Kampfgemeinschaft«. Die währe so lange, wie man den gemeinsamen Feind nicht besiegt habe. Sogar Schalker und Dortmunder – Hooligans aus »Gelsenszene« und »Borussenfront« –, die seit vielen Jahren in Feindschaft verbunden sind, finden bei »Ho.Ge.Sa.« nun zueinander.
Seit 30 Jahren sind Rechtsextremisten in der deutschen Hooliganszene aktiv, viele von ihnen haben Stadionverbot. Nicht wenige dieser gewaltbereiten Fußballfans werden von der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) der Polizei in Nordrhein-Westfalen erfasst. Die hatte Anfang des Monats erstmals offizielle Zahlen über rechtsextreme Hooligans in Deutschland veröffentlicht: Demnach liegt die Schnittmenge der sogenannten »Gewalttäter Sport« mit bekannten Rechtsextremisten bei 400 Personen. Dieser Wert ergibt sich aus dem Abgleich der ZIS-Datei mit der bundesweiten polizeilichen Erfassung von Rechtsextremisten.
Ermittlung Die Polizei jedenfalls hat »Ho.Ge.Sa.« im Blick. Das wird von den Sicherheitsbehörden in NRW mitgeteilt und aus Ermittlerkreisen bestätigt. Sie beobachten, dass diese Gruppe wächst. Polizisten, Wissenschaftler und Mitarbeiter von Fanprojekten und -initiativen sind gespannt, ob die jüngsten Aktivitäten mehr sind als das übliche rassistisch motivierte Internetgetöse: »Bislang sehen wir vor allem, dass dort Leute aktiv sind, die öffentlich kaum vermittelbar sind. Das sind keine Organisationstalente oder Politprofis, sondern alternde Schläger, die schon immer Muslime gehasst haben«, sagt die Rechtsextremismusexpertin Claudia Luzar von der Fachhochschule Dortmund, die einige der Sympathisanten aus ihrer Forschungsarbeit kennt.
Sie zweifelt nicht an der klaren ideologischen Verortung von »Ho.Ge.Sa.«, wohl aber an der Mobilisierungsfähigkeit der Gruppe. »Aber ganz bestimmt werden viele Leute aus Neugierde nach Köln fahren, schon in der Hoffnung, dass sich dort ein neuer Trend in der darbenden rechtsextremen Szene entwickelt.«
Unterdessen distanziert sich der Schalker Hooligan, der über eine einschlägige Vergangenheit verfügt, per Videoansprache von sämtlichen einschlägigen Parteien: »Wir haben damit nichts zu tun, wir verfolgen nicht deren Ideologie.«
Für Luzar nimmt diese vermeintliche Distanzierung angesichts der Eindeutigkeit der Zusammenhänge »komödienhafte Züge« an. Der rechtsextreme Charakter von »Ho.Ge.Sa.« liege offen zutage.