Die Opferberatung »ezra« hat im vergangenen Jahr 102 rechte, rassistische und antisemitische Gewaltstraftaten in Thüringen registriert. Von ihnen seien mindestens 155 Menschen betroffen gewesen, sagte Beraterin Theresa Lauß bei der digitalen Vorstellung der »ezra«-Jahresstatistik am Mittwoch in Erfurt. »Damit wurden jede Woche mindestens drei Menschen Opfer rechter Gewalt im Land«, erklärte sie.
Das am häufigsten aufgetretene Tatmotiv bleibe Rassismus (62 Fälle, 61 Prozent), gefolgt von Angriffen auf vermeintliche politische Gegner und Gegnerinnen (24 Fälle, 24 Prozent). Die bisher registrierten Fälle lägen damit leicht unter dem Wert von 2019 mit 108 dokumentierten Fällen. Man gehe aber von einer hohen Anzahl von Angriffen aus, von denen weder Ermittlungsbehörden noch »ezra« erfahren würden, erläuterte Lauß.
todesopfer 2020 habe auch ein Todesfall Eingang in die Zählung gefunden, sagte »ezra«-Projektkoordinator Franz Zobel. Ein 52-jähriger Mann sei am 12. Februar 2020 in Altenburg aus homofeindlichen und sozialdarwinistischen Gründen brutal ermordet worden. »Damit steigt die Zahl der Todesopfer rechter Gewalt in Thüringen auf zehn«, erklärte er. Allerdings sei davon nur ein Fall auch als politisch motiviert von den Behörden anerkannt worden.
Seit April 2011 unterstützt »ezra« – das hebräische Wort steht für Hilfe – Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Träger ist die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Finanziert wird »ezra« über das Bundesprogramm »Demokratie leben!« und das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit »DenkBunt«. epd