Antisemitismus

Opfer des 7. Oktober waren an Unis »nicht der Rede wert«

Doron Kiesel, Direktor der Bildungsabteilung Foto: Rafael Herlich

Der Erziehungswissenschaftler Doron Kiesel sieht Juden nach dem 7. Oktober 2023 einer »brutalen Einsamkeit« in Deutschland ausgesetzt. Doron berichtete am Jahrestag des Hamas-Massakers in Israel von dessen Auswirkungen für Jüdinnen und Juden in Deutschland. Der wissenschaftliche Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland sagte am Montag in Frankfurt am Main, an den Hochschulen herrsche weithin ein Desinteresse, Verleugnen oder gar Aggression gegen die jüdischen Opfer. »Die Opfer waren nicht der Rede wert«, sagte Kiesel.

Eine Rolle spiele an den Hochschulen die postkoloniale Debatte, die behaupte, der Zionismus sei eine Form des Kolonialismus, erklärte Kiesel. Diese Behauptung ignoriere die Geschichte: Der Zionismus sei keine Besetzung eines Landes zum Zweck der Ausbeutung gewesen. Diese Bewegung habe als Reaktion auf den europäischen Antisemitismus einen Fluchtort und selbstbestimmten Lebensort für Juden gesucht.

Hinzu komme in Deutschland der Antisemitismus auf der Straße, der bedrohlich werden könne. So habe ihm in der Berliner S-Bahn ein Migrant, der ihn Hebräisch reden hörte, gesagt: »Wenn wir jetzt in Palästina wären, würde ich dir den Kopf abschneiden.« Kiesel nannte es die »große Enttäuschung« der vergangenen zwölf Monate, dass die Annahme getrogen habe, die Vorstellung von der Gleichwertigkeit aller Menschen sei tief in der deutschen Gesellschaft verwurzelt.

Lesen Sie auch

»Auf einmal haben wir es wieder in Deutschland mit einer gesellschaftlichen Kultur zu tun, die voller Ressentiments ist«, prangerte der Erziehungswissenschaftler an. Jüdinnen und Juden müssten Angst um das Wohlergehen ihrer Kinder an Schulen haben, sie fühlten seit einem Jahr eine »tiefe Einsamkeit«.

Für sein Fach forderte Kiesel, dass Studierende der Erziehungswissenschaften ein Modul »Erziehung nach Auschwitz« wie an der Universität Frankfurt am Main belegen sollten. »Wenn wir das vergessen, dann gute Nacht«, sagte er. epd 

Berlin

Ron Prosor: 7. Oktober ist ein schwerer Tag für Israel

Jubel für die Taten der Hamas auch auf deutschen Straßen nennt der israelische Botschafter »unmenschlich«

 07.10.2024

Meinung

Das Tremolo der Besserisraelis

Friedensengel Nasrallah, Kriegstreiber Netanjahu? Die deutsche Berichterstattung über den 7. Oktober und den Nahostkonflikt wird journalistischen Standards allzu oft nicht gerecht

von Michael Thaidigsmann  07.10.2024

Frankfurt am Main

»Propalästinensische« Demo darf stattfinden

Die Stadt kann das Urteil nicht mehr anfechten

 07.10.2024

Berlin

Scholz lässt gelbe Schleife ans Kanzleramt hängen

»Wir fühlen mit euch«, verspricht der Kanzler den Familien der Hamas-Geiseln

von Imanuel Marcus  07.10.2024

Berlin

Ein Jahr Ausnahmezustand

Der Zentralrat der Juden stellte heute das neue Lagebild zu den Auswirkungen des 7. Oktobers vor

 07.10.2024

7. Oktober

Düsseldorf erinnert an Opfer des Hamas-Überfalls

Um 5.29 Uhr Mahnwache vor der Düsseldorfer Synagoge

 07.10.2024

Debatte um homophobe Muslime

Berlins Queer-Beauftragter kontert Kühnert mit Kufiya

Der SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hatte geschildert, dass Schwulenfeindlichkeit häufig von »muslimisch gelesenen Männerngruppen« ausgehe

 07.10.2024

Jahrestag der Hamas-Massaker

»Wir müssen uns gemeinsam gegen dieses Böse stellen«

Bei der Gedenkveranstaltung von Chabad Berlin richtete der Überlebende Alon Gat bewegende Worte an die Gäste

 07.10.2024

Berlin

Felix Klein: Islamisten werden verharmlost

Die Deutschen stumpfen ab, so das Urteil des Antisemitismusbeauftragten

 07.10.2024