Im Streit um Entschädigungszahlungen für die Angehörigen der Opfer des Olympia-Attentats von 1972 zeichnet sich eine Einigung ab. Bundeskanzler Scholz (SPD) äußerte sich nun zu den derzeit laufenden Gesprächen. Sie seien gut und vertraulich, sagte er nach der Kabinettsklausur in Meseberg. Es gehe darum, »eine gute Lösung zu finden«. Scholz betonte: »Mehr kann man jetzt klugerweise nicht sagen.«
Entwicklung Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle (CSU) begrüßte die neue Entwicklung in dem Streit. »Spät, sehr spät, aber nicht zu spät. Immerhin noch kurz vor dem 50. Jahrestag des Attentats scheint es nun endlich eine Einigung zu geben«, erklärte Spaenle am Mittwoch zu entsprechenden Medienberichten.
»Deutschland stellt sich damit endlich seiner historischen Verantwortung.«
Ludwig Spaenle (CSU), BAYERISCHEr ANTISEMITISMUSBEAUFTRAGTE
Spaenle weiter: »Deutschland stellt sich damit endlich seiner historischen Verantwortung und ermöglicht es damit auch den Angehörigen, mit diesem Kapitel ihren Frieden zu machen.« Damit sei der Weg frei, dass die Angehörigen der Opfer und auch Israels Staatspräsident Isaac Herzog am Montag zur Gedenkveranstaltung in München und Fürstenfeldbruck kommen. Spaenle hatte sich bei Bundeskanzler Scholz dafür eingesetzt, dass die Hinterbliebenen eine Entschädigung nach international üblichen Standards erhielten.
Summe Unter anderem berichtete die »Süddeutsche Zeitung« (SZ) über eine sich abzeichnende Einigung. Demnach will Deutschland den Hinterbliebenen offenbar 28 Millionen Euro anbieten - eine Summe, die sich laut Spaenle an der Entschädigungszahlung für die Opfer des Lockerbie-Anschlags von 1988 zu orientieren scheint. Laut SZ sollen mindestens 20 Millionen Euro vom Bund kommen, fünf Millionen vom Freistaat Bayern und drei Millionen von der Stadt München.
Ankie Spitzer, Sprecherin der israelischen Hinterbliebenen, sagte laut SZ, die deutsche Seite wolle »eine Blamage verhindern«. »Wir haben sehr klargemacht, was unser absolutes Minimum ist, nun muss die deutsche Seite eine abschließende Entscheidung treffen.« Die Bundesregierung soll den Angehörigen zunächst 5,4 Millionen Euro angeboten haben.
Hintergrund Vor 50 Jahren - am 5. September 1972 - hatten palästinensische Terroristen im Olympischen Dorf in München die israelische Olympia-Mannschaft überfallen und mehrere Geiseln genommen. Die Befreiungsaktion am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck scheiterte. Am Ende kamen elf Israelis, ein bayerischer Polizist und fünf Geiselnehmer ums Leben. Die Hinterbliebenen werfen den Behörden schwere Versäumnisse und Fehler vor. epd