Einspruch

Oj, Weihnachten!

Rabbiner Walter Rothschild Foto: Kay Michalak / FOTOETAGE

Juden haben ein ambivalentes Verhältnis zu Weihnachten. Wir haben kein Problem mit Goldbaum oder Birnbaum, aber mit Tannenbaum oder Christbaum. Dabei geht es doch an Weihnachten um die Geburt eines jüdischen Kindes in einer jüdischen Familie in einer jüdischen Stadt. Allerdings gab es, wie ich meine, schon immer Zweifel an der Vaterschaft. Und das ist nicht das Einzige, was mir beim Studium der alten Texte auffällt.

In Matthäus 1 geht es zum Beispiel um einen Stammbaum, von dem Jesus nicht abstammt! Im nächsten Kapitel kommen die Weisen zu Herodes und suchen den »König der Juden«. Er fragt die Berater, die antworten, dass der in »Bethlehem in Judäa« sei, nicht »im jüdisch besetzten Gebiet«.

bethlehem Und Herodes wird in Lukas 1,5 als »König von Judäa« bezeichnet – nicht als »König des Westjordanlandes«. In Lukas 2,1 ist es der Statthalter von Syrien, Quirinius, der Steuerlisten erstellt. Dafür muss Josef aus Nazareth in Galiläa nach Judäa, also nach Bethlehem gehen.

Palästina wird dabei einfach nicht erwähnt! Denn die Römer haben diesen Namen für ihre syrische Provinz erst im Jahr 136 benutzt – nachdem die Juden vertrieben worden waren. Übrigens hat in Matthäus 27,27 der Statthalter sein Praetorium (Amtsgebäude) in Jerusalem. Das klingt fast so, als ob Jerusalem damals schon eine Hauptstadt war ...

24. dezember Nebenbei sei noch erwähnt, dass der christliche Kalender nicht mit der Geburt (24./25. Dezember, parallel zum 25. Kislew, dem ersten Tag unseres Chanukkafestes?), sondern mit der Beschneidung des Jungen acht Tage später (1. Januar) beginnt.

Doch in Zeiten des Internets lesen längst nicht mehr so viele die alten Bücher – und wir können zusammen mit unseren nichtjüdischen Mitbürgern einfach Glühwein und Schokoladenweihnachtsmänner genießen. Und nur noch ein paar Wochen, dann ist schon Ostern (mit Schokoladenhasen). Vielleicht sogar »koscher le-Pessach«? Frohes Fest!

Der Autor ist Rabbiner, Theologe und Publizist. Er lebt in Berlin.

Bundestag

Aydan Özoğuz kandidiert nicht mehr

Die SPD-Politikerin habe in der eigenen Fraktion nicht genug Rückhalt, um noch einmal Vizepräsidentin des Parlaments zu werden

 17.03.2025

Erfurt

Deutsch-Israelisches Jugendwerk lässt auf sich warten

Thüringen und Israel streben eine enge Partnerschaft auf wissenschaftlichem, kulturellem und wirtschaftlichem Gebiet an

 17.03.2025

Interview

»Wir wissen heute, wohin autoritärer Nationalismus führt«

»Vergangenheitsbewältigung« - diesen Begriff mag der Historiker Magnus Brechtken nicht so gern. Stattdessen bevorzugt er »Vergangenheitsaufarbeitung«. Denn, so sagt er, mit Geschichte müsse man sich immer wieder neu auseinandersetzen

von Joachim Heinz  17.03.2025

Pressefreiheit

»taz«-Journalist Nicholas Potter warnt vor »Intifada gegen die Presse«

Viele Medienschaffende hierzulande blieben Nahost-Versammlungen längst fern, weil die Lage für sie zu gefährlich geworden sei. Sie würden dort »beschimpft, angespuckt, getreten, geschlagen«

 17.03.2025

Washington D.C./Sanaa

USA setzen Angriffe gegen Huthi fort

Erst wenn die Huthi keine Schiffe mehr angreifen, wollen die USA ihre heftigen Angriffe einstellen. Doch die vom Iran unterstützte Terrororganisation lenkt nicht ein. Im Gegenteil

 17.03.2025

USA

Wer Jude ist, bestimmt nun er

Donald Trump wird immer mehr wie der berühmt-berüchtigte Wiener Bürgermeister Karl Lueger

von Michael Thaidigsmann  17.03.2025 Aktualisiert

Analyse

Die Umdeutler

Die AfD will die deutsche Geschichte verfälschen. Künftig kann sie ihr Ziel noch konsequenter verfolgen

von Sebastian Beer  16.03.2025

In eigener Sache

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

Ein Editorial von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  16.03.2025 Aktualisiert

Berlin

Joschka Fischer nennt mögliche Verhaftung Netanjahus »absurd«

Der frühere Außenminister stimmt CDU-Chef Friedrich Merz zu: Der israelische Ministerpräsident müsse Deutschland unbehelligt besuchen können

von Imanuel Marcus  16.03.2025