Meinung

Ohne Druck löscht YouTube nicht

Anfang dieser Woche veröffentlichte Justizminister Heiko Maas Zahlen zum Umgang der führenden Social-Media-Plattformen mit Hasskommentaren. Das Ergebnis: Google, Facebook, Twitter & Co. unternehmen viel zu wenig, und sie sind zu langsam, was das Löschen von strafbaren Inhalten angeht.

Neulich startete die Google-Tochter YouTube unter dem Hashtag #NichtEgal eine Kampagne gegen Hasskommentare. Ein löbliches Unterfangen, sollte man meinen. Zugleich finden sich dort aber weiterhin Tausende Videoclips mit menschenverachtenden Botschaften. Zum Teil sind sie dort seit Jahren eingestellt und werden einfach nicht gelöscht. Antisemitische und rassistische Hasslieder mit Texten wie »Für unser Fest ist nichts zu teuer, 10.000 Juden für ein Freudenfeuer« sind so zugänglich. Eigentlich stehen diese Lieder in Deutschland auf dem Index, ihre Verbreitung ist strafbar.

strafrecht Die Beteuerungen Googles, Beschwerden über einzelne Videos würden meist binnen 24 Stunden bearbeitet, und im Zweifel würde gelöscht, sind – die Studie des Justizministeriums zeigt es – realitätsfremd. Hetzlieder rechtsextremer Bands beispielsweise finden sich in verschiedenen Versionen zuhauf. Seit Jahren wird darauf hingewiesen, aber es passiert nichts.

Nur zehn Prozent aller von Nutzern gemeldeten strafbaren Inhalte werden laut der Studie von YouTube tatsächlich umgehend gelöscht – ein Armutszeugnis. In den meisten Fällen belässt man es dabei, Hassvideos zu kennzeichnen oder den Zugang zu ihnen geografisch zu beschränken. Sie bleiben aber zugänglich – ob absichtlich, aufgrund mangelnder Ressourcen oder aus reinem Desinteresse, ist dabei nicht ganz klar.

hassbotschaften Nun wird suggeriert, man habe das Problem verstanden. Anstatt aber den eigenen Dienst systematisch nach Hassbotschaften zu durchforsten, versucht man, die Verantwortung auf die Nutzer abzuwälzen, und gibt, wie im Fall von YouTube, nette Filmchen in Auftrag. Ein sehr scheinheiliges Vorgehen.

Die Anbieter sozialer Medienplattformen müssen endlich Verantwortung übernehmen für das, was sich da alles auf ihren Seiten an Rassenhass, an Volksverhetzung und an sonstigen Beleidigungen findet, und das Problem nicht auf die leichte Schulter nehmen. Mit Alibikampagnen und ohne politischen Druck wird es sich jedenfalls nicht lösen lassen. Bislang hat die Selbstverpflichtung der IT-Unternehmen schlichtweg versagt.

Der Autor ist Geschäftsführer des Jüdischen Weltkongresses.

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert