Herr Düsterhöft, Ihr Büro wurde mit israelfeindlichen Sprüchen beschmiert, und die Scheibe wurde beschädigt. Warum glauben Sie, dass Sie das Ziel waren?
Dieser Vorfall hat mich tief getroffen. Warum ich das Ziel war, weiß ich nicht, aber solche Angriffe sollen Menschen wie mich einschüchtern. Das wird aber nicht passieren. Wir müssen entschieden gegen jeden Hass vorgehen.
Wie hat dieser Angriff Ihr Sicherheitsgefühl beeinflusst?
Natürlich war das ein Schock. Es ist beängstigend zu sehen, dass Gewalt genutzt wird, um politische Meinungen durchzusetzen. Doch dieser Angriff spornt mich eher dazu an, noch intensiver das Gespräch und den Austausch zu suchen, gerade mit denjenigen, die mich und meine Überzeugungen ablehnen. Denn wir dürfen nicht verlernen, bei allen Differenzen immer im Gespräch zu bleiben.
Hat sich die israelfeindliche Szene in Berlin radikalisiert?
Leider ist die israelfeindliche Szene in Berlin sichtbarer geworden, vor allem im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt. Demonstrationen mit antisemitischen Parolen und extremistische Gruppen, die solche Einstellungen fördern, haben zugenommen. Die gegen Jüdinnen und Juden vorgebrachte Ablehnung, der Hass und die Gewalt sind für mich entsetzlich, und fast 80 Jahre nach dem Ende der Schoa eine Schande für Deutschland.
Droht auch in Berlin, dass Politiker sich aus Angst zurückziehen, ähnlich wie in anderen Regionen Ostdeutschlands?
In Berlin gibt es tatsächlich Anzeichen, dass extremistische Gruppen Druck auf Politiker ausüben. Diese Bedrohungen müssen wir sehr ernst nehmen, da sie den offenen politischen Diskurs gefährden. Und ja, ich sehe die Gefahr, dass sich besonders auf Ebene der Bezirke ehrenamtliche Politikerinnen und Politiker zurückziehen.
Was sollte die Berliner Regierung tun, um Israelhass und Antisemitismus zu bekämpfen?
Wir brauchen deutlich mehr präventive Maßnahmen. So sollte beispielsweise bereits in der Grundschule über Antisemitismus, die Geschichte des Judentums und Israels sowie die immerwährende besondere deutsche Verantwortung unterrichtet werden. Außerdem ist es wichtig, den Dialog zwischen jüdischen, israelischen, muslimischen und palästinensischen Berlinerinnen und Berlinern zu fördern. Berlin ist kein Nebenkriegsschauplatz des Nahostkonflikts, sondern ein Ort, an dem aufgrund unserer Geschichte immer die Verpflichtung zum Miteinander, zum Zusammenhalt und zum Überwinden von Gräben und Mauern besteht. Dabei gilt: Antisemitismus, Israelhass und menschenverachtender Extremismus dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.
Die Fragen an den SPD-Politiker und das Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses stellte Joshua Schultheis.