Meinung

Obama und der »zufällige« Terror

Missverständliche Äußerungen schaden der Autorität der USA im Kampf gegen Antisemitismus

von Deidre Berger  16.02.2015 21:09 Uhr

Deidre Berger Foto: PR

Missverständliche Äußerungen schaden der Autorität der USA im Kampf gegen Antisemitismus

von Deidre Berger  16.02.2015 21:09 Uhr

Barack Obamas Bemerkung in einem Interview, in dem er den Terroranschlag in einem koscheren Pariser Supermarkt »zufällig« nannte, hat nicht nur in Amerika einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Sieht der US-Präsident denn nicht das Offensichtliche, dass nämlich der Anschlag aus simplem Judenhass geschah? Ein Sprecher des Weißen Hauses wollte die Sätze des Präsidenten erklären und verschlimmerte dabei alles, indem er sagte, dass die Opfer »nicht deshalb getötet wurden, weil sie etwas Bestimmtes waren, sondern weil sie sich zufällig am falschen Ort aufhielten«.

klarstellung Dabei haben die Terroristen aus ihrem Judenhass nie einen Hehl gemacht. Dies sagten auch die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power, und der Stabschef des Weißen Hauses, Denis McDonough, bei Trauerfeiern des American Jewish Committee. Und die Sprecher des Weißen Hauses und des State Department stellten ebenfalls nach zunächst mehrdeutigen Aussagen auf Twitter klar, dass die US-Regierung diesen Anschlag schon immer als antisemitisch betrachtet hatte.

Ist die Debatte um Obama also nur ein Sturm im Wasserglas? Die Stimme der Vereinigten Staaten zu Menschenrechtsthemen – und dazu gehört auch Antisemitismus – findet Gehör in der Welt. In der Tat hat die Antisemitismuskonferenz der OSZE, die im November in Berlin stattfand, deutlich gemacht, dass sich die US-Regierung ihrer moralischen Verantwortung bei der Bekämpfung des Antisemitismus sehr bewusst ist. Samantha Power sagte dort: »Antisemitismus gefährdet die Grundwerte, auf denen ein friedliches und stabiles Europa errichtet wurde.«

verurteilung Es wäre hilfreich gewesen, wenn das Weiße Haus diese einfachen und wahren Sätze nach den Anschlägen von Paris und Kopenhagen wiederholt hätte. Seit Langem ruft das AJC die Regierungen in Europa dazu auf, Antisemitismus klar und deutlich als Gefahr für die eigene Demokratie zu benennen. Wer Judenhass nicht mit eindeutigen Worten verurteilt, untergräbt alle Bemühungen gegen islamistische Radikalisierung.

Glücklicherweise ist die Bilanz der US-Regierung bei der Bekämpfung des Antisemitismus gut genug, um Obamas Aussagen nur als missverständlich zu betrachten. Aber die Verhältnisse sind derzeit nicht so, dass es darüber Missverständnisse geben dürfte.

Die Autorin ist Direktorin des American Jewish Committee Berlin.

Berlin

Scholz: »Der Terror der Hamas muss enden«

Der Bundeskanzler appelliert an die palästinensische Terrororganisation, ihre Waffen »ein für alle Mal« niederzulegen

 17.01.2025

Bitburger Gespräche

Schuster für härtere Strafen gegen Antisemitismus im Netz

Antisemitismus gelte inzwischen als eine Art »Aufnahmeritual« in bestimmten Gruppen, warnt Zentralratspräsident Josef Schuster. Er sieht die Politik dazu aufgefordert, »Strafbarkeitslücken« zu schließen

von Matthias Jöran Berntsen  17.01.2025

Washington D.C.

Trump will Israel im Fall einer neuen Gaza-Operation unterstützen

Der künftige Präsident will zudem das Momentum des Waffenruheabkommens nutzen, um die Abraham Accords wiederzubeleben

 17.01.2025

Meinung

Die linke Tour der Alice Weidel

Mit ihren Aussagen zu Adolf Hitler im Gespräch mit Elon Musk hat die AfD-Chefin erneut ihre Inkompetenz bewiesen

von Michael Thaidigsmann  17.01.2025

Kommentar

Warum bejubelt ihr den Terror, statt euch über Frieden zu freuen?

Ein Kommentar von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel über die israelfeindlichen Demonstrationen in Berlin-Neukölln nach Verkündung der Gaza-Waffenruhe

von Philipp Peyman Engel  16.01.2025

Düsseldorf

Jüdische Zukunft: Panel-Diskussion mit Charlotte Knobloch

Auf dem Podium sitzen auch Philipp Peyman Engel, Hetty Berg und Armin Nassehi

 16.01.2025

Meinung

Die Kürzung der Fördermittel für antizionistische Vereine ist richtig

Unterstützung für Menschenrechtsorganisationen darf nicht bedeuten, dass man am Ende Hass und Hetze unterstützt

von Olga Deutsch  16.01.2025

Reaktionen auf das Abkommen

»Ein Gefühl der Freude in den Adern des jüdischen Volkes«

Politiker und jüdische Organisationen weltweit haben mit Freude auf das Abkommen zur Freilassung der Geiseln reagiert – Donald Trump lobte sich selbst

 15.01.2025

Gazakrieg

Scholz: Waffenruhe Chance für dauerhaftes Kriegsende

Der Bundeskanzler reagiert erleichtert auf eine Einigung über einen Geisel-Deal zwischen Israel und der Hamas

 15.01.2025