Einspruch

Nur ein Hauch von Showdown

Ralf Balke Foto: Marco Limberg

Zu oft scheint der Wunsch nicht nur Vater des Gedankens zu sein, sondern sich auch hinter Kommentaren zur israelischen Politik zu verstecken. Denn kaum jemand wurde von seinen Kritikern derart häufig abgeschrieben und politisch für tot erklärt wie Benjamin Netanjahu, dem nun eine Korruptionsanklage droht.

Dieser Trend setzte schon ein, bevor »Bibi« 1996 zum ersten Mal Ministerpräsident wurde – eine grobe Fehleinschätzung, wie sich nachträglich herausstellte. Denn trotz aller Skandale hat er sich als verdammt harter Knochen erwiesen und konnte Wahlen immer wieder für sich entscheiden, oft im letzten Moment.

meinungsumfrage Deshalb sollte man auch das Ergebnis der aktuellen Meinungsumfrage, wonach zwei Drittel der Israelis sagen, Netanjahu sollte zurücktreten, wenn er wegen Korruption angeklagt wird, eher gelassen sehen und nicht gleich als Indiz für das Ende seiner politischen Karriere.

Netanjahu kann sich nicht mehr als »Mr. Security« präsentieren wie sonst.

Doch etwas unterscheidet die am 9. April anstehende Wahl von anderen. Netanjahu kann sich nicht mehr als »Mr. Security« präsentieren wie sonst.

sicherheit Und genau das könnte für ihn zum Problem werden – schließlich steht das Thema Sicherheit traditionell auf Platz eins bei den Israelis, was dazu führt, dass sie an der Wahlurne nicht gerade zu Experimenten neigen. Netanjahus Entscheidung vom vergangenen November, den verheerenden Raketenbeschuss aus Gaza nicht mit gleicher Münze zu vergelten, dürfte ihn daher mehr Stimmen kosten als alle Schmuck-, Champagner- und Zigarrengeschenke seiner »Freunde« zusammen.

Darüber hinaus treten in der neuen Zentrumspartei Blau-Weiß mit Benny Gantz, Gabi Ashkenazi und Mosche Yaalon gleich drei ehemalige Generalstabschefs, von denen einer sogar Verteidigungsminister war, gemeinsam an. Daher dürfte Netanjahus gewohnte Strategie, dass es sich bei seinen Gegnern um linke und naive Träumer handelt, die das Land leichtfertig aufs Spiel setzen, dieses Mal kaum ziehen.

Der Autor ist Journalist in Tel Aviv und Berlin.

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert