Wer darf demnächst rein? Korrespondenten türkischer Zeitungen, griechische Journalisten, Redakteure deutscher Lokalsender? Über die Anklage im Münchner NSU-Verfahren wird sich nicht so ernsthaft unterhalten wie über die Frage, ob das Fehlen ausländischer Medien nicht peinlich für Deutschland wäre. Jetzt, durch die Verschiebung des Prozesses, weil das Akkreditierungsverfahren neu gestartet wird, hat sich die mediale Wahrnehmung des Verfahrens gegen die mutmaßlichen Täter der schlimmsten Neonazi-Mordserie in der Bundesrepublik endgültig auf diesen Nebenschauplatz verlegt.
Als ob es um die besten Plätze bei einer Inszenierung ginge und nicht darum, in der Beweisaufnahme offene Fragen zu beantworten. Und als ob das Urteil über die eine Person, die dem Terror ihr Gesicht gibt, gegen Beate Zschäpe, jetzt schon feststünde – was im Umkehrschluss hieße, dass sich ähnlich große Schuld bei anderen Verdächtigen nicht unbedingt finden ließe.
augenmerk Natürlich behauptet niemand, dass der Prozess gegen die Mörder von neun türkisch- und griechischstämmigen Kleinunternehmern sowie einer deutschen Polizistin unbedeutend sei. Aber die mediale Konzentration auf Akkreditierungsfragen, zu denen sich nach dem Regierungssprecher und dem Auswärtigen Amt nun auch das Verfassungsgericht geäußert hat, lässt doch das Augenmerk nur allzu deutlich von den aufzuklärenden Taten hin zum angeschlagenen Image dieses Landes in der Welt wandern.
Wenn der Prozess am 6. Mai beginnt, werden auch ausländische Medien – zu Recht – Platz im Saal finden. Hoffentlich können sie dann auch berichten, dass ernsthaft versucht wird, eine schreckliche Mordserie, die nur durch das dramatische Versagen staatlicher Stellen derart lange andauern konnte, wirklich aufzuklären.