Ein Jagdflugzeug aus der Flugwerft Schleißheim könnte NS-Raubgut sein. Das haben Forschungen ergeben, die das Deutsche Museum in München angestoßen hat. Demnach handelt es sich nicht um ein deutsches Flugzeug, sondern um einen Marineflieger aus den Niederlanden.
Das sollen Lackreste beweisen, die 1980 unter der Tarnbemalung gefunden wurden. »Was wir nicht wissen, ist, ob das Flugzeug als Geschenk oder als Raubgut nach Deutschland kam«, sagte der Kurator für Historische Luftfahrt am Deutschen Museum, Andreas Hempfer. Das Museum spricht von einem »wahren Wissenschafts-Krimi«.
Das Flugzeug mit dem Namen »Fokker D.VII« aus dem Ersten Weltkrieg soll trotz der bisher nicht abgeschlossenen Forschung im September ins Militärmuseum nach Soesterberg in den Niederlanden kommen und dort für zunächst fünf Jahre gezeigt werden.
Entdeckung in einem Schuppen in Vilsbiburg
Die Fokker war nach Angaben des Deutschen Museums kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von einer Einheit der US-Armee mit anderen Flugzeugteilen in einem Schuppen in Vilsbiburg in Niederbayern entdeckt worden. 1948 kam es ins Deutsche Museum und bekam dort einen Platz in der Flugtechnik-Ausstellung.
Möglicherweise wollten die Niederlande den Flieger nach dem deutschen Überfall auf ihr Land dem Kriegsverbrecher Hermann Göring zum Geschenk machen. Das legen nach Museumsangaben niederländische Geheimdienstunterlagen nahe. Göring war in Nazi-Deutschland seit 1935 Oberbefehlshaber der Luftwaffe - und hatte ein solches Modell selbst als Kampfpilot geflogen.
»Intensive Detektivarbeit«
Doch »die Herkunft der Maschine – und damit die Frage, ob es sich um Raubgut aus der NS-Zeit handelt – ist trotz intensiver Detektivarbeit immer noch nicht geklärt«, teilte das Deutsche Museum mit. »Die deutsch-niederländische Forschungs-Kooperation dazu wird fortgesetzt« - auch wenn das Flugzeug nun als Kompromiss zunächst für fünf Jahre in die Niederlande ausgeliehen wird.
»Die Kennzeichnung belegt eindeutig, dass es sich um ein ehemaliges Flugzeug der niederländischen Marineflieger handelt«, sagte Bernhard Wörrle, Provenienzforscher am Deutschen Museum. Aber welches? »Das ist für eine dauerhafte Rückgabe eine entscheidende Frage.«