Einspruch

Niemand muss klatschen

Noam Petri Foto: TR

Einspruch

Niemand muss klatschen

Noam Petri hält den Protest junger Juden gegen Claudia Roth auf der Jewrovision für legitim

von Noam Petri  02.06.2023 09:26 Uhr

Wenn junge »Fridays for Future«-Aktivisten die Regierung kritisieren, spricht man von einer politisierten Jugend. Doch wenn jüdische Jugendliche in Deutschland eine Regierungspolitikerin kritisieren, ist es ein »politischer Eklat«.

Auf der Jewrovision, dem größten jüdischen Jugendevent Deutschlands, wurde Claudia Roth vom Publikum ausgebuht. Schnell fanden sich »50 jüdische Prominente« zusammen, um sich hinter die Kulturstaatsministerin zu stellen. In ihrem offenen Brief behaupten die Unterzeichner ohne jeglichen Beweis, dass es sich bei den Buhrufen um eine orchestrierte Aktion gehandelt habe.

Selbst wenn diese Behauptung stimmen sollte, was nicht der Fall ist – warum wäre das ein Problem? In Deutschland hat jeder das Recht, eine Politikerin zu kritisieren. Junge Juden etwa nicht?

bds, iran, documenta Niemand muss klatschen, wenn eine Politikerin spricht – erst recht nicht bei der Anzahl schwerer politischer Fehler, die die Kulturstaatsministerin zu verantworten hat. In der Causa Roth sind es drei Schlagworte: BDS, Iran, documenta. Immer wieder war die jüdische Gemeinschaft von dem Agieren der Kulturstaatsministerin enttäuscht.

Claudia Roth sagte inmitten der Buhrufe auf der Jewrovision richtigerweise: »Das ist Demokratie. Und ich nehme diese Kritik an.« Daraus folgt: Es ist jedem frei überlassen, ob er klatscht, schweigt, buht oder geht. Das ist Demokratie, das ist Pluralismus.

In dem offenen Brief der Roth-Unterstützer steht: »Kulturschaffende brauchen eine politische Umgebung, in der sie ungehindert arbeiten können. Viele Juden gestalten in Deutschland den Kulturbetrieb mit – es muss liberaler Konsens bleiben, dass Religionsgemeinschaften keinen Einfluss darauf nehmen.« Sollen Juden es also schweigend hinnehmen, wenn in Kunst und Kultur Judenhass verbreitet wird? Wir kämpfen weiter gegen Antisemitismus – auch ohne die Unterstützung der »50 jüdischen Prominenten«.

Der Autor ist Vizepräsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD).

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert