Meinung

Nichts gegen Juden, aber ...

Michael Wuliger Foto: Marco Limberg

Nein, ein Antisemit ist Donald Trump wohl nicht. Seine Tochter Ivanka ist mit einem orthodoxen Juden verheiratet und zum Judentum übergetreten. Sie und ihr Ehemann Jared Kushner gehören zum engsten Kreis des republikanischen Präsidentschaftskandidaten, der die beiden in allen wichtigen Fragen konsultiert. Er sei stolz auf seine jüdische Tochter, seinen jüdischen Schwiegersohn und seine drei jüdischen Enkelkinder, hat Trump des Öfteren erklärt.

Dennoch sind es gerade jüdische Republikaner, darunter die Crème de la Crème der Neokonservativen, die ihre Parteiloyalität aufgekündigt haben und Trump bekämpfen. Denn selbst wenn der Kandidat vielleicht kein Judenhasser ist, so sind es viele seiner Anhänger. Und Trump hat es bisher unterlassen, sich von diesen Unterstützern abzugrenzen. Im Gegenteil: Mit seinen nationalistischen und fremdenfeindlichen Parolen spricht er sie gerade an. Notorische Antisemiten wie der US-Neonazi und frühere Ku-Klux-Klan-Chef David Duke sind deshalb von Donald Trump hellauf begeistert. In seinem Programm finden sie viele ihrer ideologischen Versatzstücke wieder.

Breitbart News Mit Stephen K. Bannon, Trumps neuem und (mittlerweile bereits drittem) Wahlkampfmanager, wird dieser Trend sich wahrscheinlich noch verstärken. Bannon kommt von der rechten Website »Breitbart News«. Die war ursprünglich alles andere als antisemitisch. Ihr verstorbener Gründer Andrew Breitbart war Jude, genauso wie etliche ihrer Redakteure und Autoren. Unter Bannons Ägide aber ist »Breitbart News« zum Sprachrohr der sogenannten Alternativen Rechten in den USA geworden.

Diese Richtung – sie existiert auch hierzulande, in Gestalt der völkischen »Identitären Bewegung« und ihrer Sympathisanten in der AfD – propagiert einen militanten populistischen Kampf gegen »Eliten«, »Globalisten«, »Kulturmarxismus« und die angebliche Überflutung durch fremde Ethnien. Das sind klassische Schlagworte des Antisemitismus. Man muss nicht »Juden« sagen; es weiß auch so jeder, wer gemeint ist.

Wenn die derzeitigen Umfragen sich am Wahltag in elf Wochen bewahrheiten, wird Donald Trump wohl Gott sei Dank nicht Präsident der USA. Schaden genug wird er dennoch angerichtet haben: Mit seinem Wahlkampf hat er im Führungsland des Westens antisemitische Tendenzen mainstreamtauglich gemacht – auch über den 8. November hinaus.

Der Autor ist Publizist in Berlin.

Berlin

Hisbollah-Anhänger bei Razzia in Neukölln festgenommen

Der Mann habe sich nach den Hamas-Massakern im Libanon ausbilden lassen, um gegen Israel zu kämpfen

 15.04.2025

Krieg in Gaza

»Fatwa«: Islamische Gelehrte rufen zum Dschihad gegen Israel auf

Ein in London ansässiger Verband hetzt gegen Israel. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft sieht eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit auch in Deutschland

von Michael Thaidigsmann  15.04.2025

Essay

Warum ich stolz auf Israel bin

Das Land ist trotz der Massaker vom 7. Oktober 2023 nicht zusammengebrochen, sondern widerstandsfähig, hoffnungsvoll und vereint geblieben

von Alon David  15.04.2025 Aktualisiert

Joshua Schultheis

Im Krieg braucht es ein Korrektiv

Das israelische Militär will den verheerenden Angriff auf Krankenwagen in Gaza untersuchen. Es geht um viel: die Glaubwürdigkeit der Armee, Gerechtigkeit für die Toten und darum, sinnloses Leid künftig besser zu verhindern

von Joshua Schultheis  15.04.2025

Buchenwald-Gedenken

»Nehmen wir doch bitte das Gift aus der Debatte!«

Nach dem Eklat um die abgesagte Rede Omri Boehms sieht sich Jens-Christian Wagner scharfer Kritik seitens des israelischen Botschafters ausgesetzt. Wie blickt der Gedenkstättenleiter auf die heftige Diskussion der vergangenen Tage? Ein Interview

von Michael Thaidigsmann  15.04.2025 Aktualisiert

Berlin

Rekordzahl an Fällen von Hass auf Sinti und Roma

Hass und Diskriminierung in Bezug auf Sinti und Roma bleiben in der Hauptstadt auf einem erschreckend hohen Niveau. Dabei werden nicht einmal alle Fälle erfasst

 15.04.2025

Extremismus

Schüler aus Görlitz zeigen in Auschwitz rechtsextreme Geste

In sozialen Medien kursiert ein Foto des Vorfalls. Die Schulleitung reagiert prompt. Wie sehen die Konsequenzen für die Jugendlichen aus?

 14.04.2025

Recherche

Keine besten Freunde

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft hat die Unvereinbarkeit mit der AfD beschlossen. Nun soll der Vereinsausschluss des Bundestagsabgeordneten Maximilian Krah folgen

von Joshua Schultheis  14.04.2025

Europa

Spanien stellt Teilnahme Israels am Musikwettbewerb ESC infrage

Beim Eurovision Song Contest soll es eigentlich um Musik gehen. Doch die Politik spielt immer öfter mit hinein. Aktuell droht eine neue Debatte um Israel. Grund ist der Krieg im Gazastreifen

 14.04.2025